Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Geschichte

Die auf dieser Website präsentierte Online-Datenbank befasst sich ausschließlich mit Werken aus der 1949 in Berlin (West) gegründeten Galerie des 20. Jahrhunderts. Tatsächlich aber begann ihre Geschichte in der ungeteilten Stadt: Die Initiative zur Gründung der Galerie ging ursprünglich auf den Magistrat von Groß-Berlin zurück, der kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, noch im Jahr 1945, beschloss, die Auswirkungen der Repressalien des nationalsozialistischen Regimes an der Moderne und ihren Künstlern mittels einer öffentlichen Kunstsammlung so gut wie möglich auszugleichen. Die Idee umfasste die Rehabilitierung der Verfemten, den Neuaufbau des Verlorenen und die Repräsentation der Lebenden zugleich. Die Galerie des 20. Jahrhunderts war somit Berlins früheste amtliche Initiative für moderne und zeitgenössische bildende Kunst in der Nachkriegszeit.

Die bewegte Geschichte Berlins, von der Vier-Sektoren-Stadt zur Spaltung in Ost und West, bestimmte auch den Werdegang der Galerie des 20. Jahrhunderts. 1947 begannen Ludwig Justi (seit 1946 Generaldirektor der Staatlichen Museen) und Adolf Jannasch (als Kunsthistoriker für den Magistrat tätig), erste Kunstwerke zusammenzutragen, doch schon 1948 verhinderte die Teilung der Stadt weitere gemeinsame Aktivitäten. Justi blieb mit dem bereits erworbenen Bestand im Ost-Teil Berlins, wo er die Galerie kurze Zeit weiterleben ließ. Sein Versuch, sie über die Gründung der DDR hinaus dauerhaft an der Nationalgalerie (Ost) bestehen zu lassen, scheiterte jedoch. Zeitgleich hatte der Magistrat (später Senat) Jannasch mit der Neugründung der Galerie und dem Neuaufbau der Sammlung in Berlin (West) betraut. Er erwarb zahlreiche Werke, die 1954 mit Einquartierung der Galerie in das senatseigene frühere Landwehrkasino in der Jebensstraße dauerhaft öffentlich zu sehen waren.

Diese Ausstellungsräume am Bahnhof Zoo, die bald zu eng wurden, behielt die Galerie des 20. Jahrhunderts bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1968. In jenem Jahr bezogen die Bestände – nun vereint mit der Sammlung der Nationalgalerie (West) – den grandiosen Neubau Ludwig Mies van der Rohes, die Neue Nationalgalerie am Potsdamer Platz.

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde ein Buch veröffentlicht, das die Geschichte der Galerie des 20. Jahrhunderts in allen kunst-, architektur- und zeitgeschichtlichen Facetten detailreich darstellt. Opulent bebildert, bietet diese Publikation zusätzlich ein Bestandsverzeichnis: Die rund 1.700 Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Druckgraphiken der ehemaligen Galerie des 20. Jahrhunderts sind hier erstmals vollständig dokumentiert – darunter hochkarätige Werke deutscher und internationaler Meister wie Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix, Willi Baumeister und Ernst Wilhelm Nay, Edvard Munch, Pablo Picasso, Mark Rothko und Francis Bacon.

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Die Galerie des 20. Jahrhunderts
in Berlin 1945–1968
Der Weg zur Neuen Nationalgalerie

Für die Nationalgalerie und das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen
zu Berlin herausgegeben von Christina Thomson und Petra Winter

Eine Publikation des Landes Berlin und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Mit Beiträgen von Hanna Strzoda, Christina Thomson, Petra Winter, Alexander Jannasch und mit einem Bestandsverzeichnis

Deutscher Kunstverlag
368 Seiten mit über 300 Abbildungen,
22 x 28 cm, Broschüre
ISBN 978-3-422-07316-6, Preis 49,00 €

Das Landwehrkasino in der Jebensstraße 2, von 1954 bis 1968 Ort der Dauerausstellung der Galerie des 20. Jahrhunderts
(Aufnahme 1909)
© bpk/Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek
Architekt Ludwig Mies van der Rohe (2. v. r.) und Adolf Jannasch, Direktor der Galerie des 20. Jahrhunderts (3. v. l.), bei der Grundsteinlegung der Neuen Nationalgalerie, 22.9.1965
Foto: Bert Sass
© Landesarchiv Berlin
Neue Nationalgalerie, 1968, mit Skulptur von Henry Moore
Foto: Reinhard Friedrich
© Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv