Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


zurück

Gabriele Münter (1877–1962)
Abstraktion, 1912

Öl auf Pappe
50 x 71 cm

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1955 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 3.000 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Abstraction; Teegesellschaft

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unten rechts, Monogramm: Mü

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 72/20
Inventar Land Berlin: 962
Hauptverzeichnis Senat: 72/20

Foto: Anders, Jörg P. / © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
1912 bis 1955 im Besitz der Künstlerin Q9
1954/55 Moderne Galerie Otto Stangl, München, in Kommission von Gabriele Münter L6 Q9 (Aufkleber)
1955 Galerie Gerd Rosen, Berlin, zum Verkauf ausgestellt Q9 L5 Q1
1955 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Rosen Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
„Sehr geehrter Herr Dr. Eichner, heute habe ich von Gerd Rosen die Nachricht bekommen, dass das Oelbild ‚Abstraktion‘ vom 25.4.1912 zu dem von Ihnen und mir festgesetzten Preis von DM 3.000,- abzüglich für die Galerie Rosen Berlin 30 % verkauft ist. Wie mir die Galerie mitteilt, geht das Bild in den Besitz einer öffentlichen Sammlung über. Das ist doch sehr schön, und ich freue mich sehr für Gabriele Münter“,Q9 schrieb der Münchner Galerist Otto Stangl am 18. Oktober 1955 an den Kunsthistoriker Johannes Eichner (1886–1958), den Lebensgefährten der Malerin Gabriele Münter. Stangl hatte Münters Werk 1954 als Teil der von ihm organisierten Verkaufsausstellung „Kandinsky, Marc, Münter. Unbekannte Werke“ in München, Essen und Bremen gezeigt.L6 Direkt im Anschluss wurde es nach Berlin geschickt, wo Gerd Rosen es in eine Münter-Ausstellung integrierte.L5

Nachdem Münter, Mitglied der Neuen Künstlervereinigung München und des Blauen Reiter, und Wassily Kandinsky sich 1916 getrennt hatten, zog sie 1925 nach Berlin, dann 1931 dauerhaft nach Murnau, wo sie die NS-Zeit als „entartete“ Künstlerin überdauerte. Eichner, seit 1927 ihr Lebensgefährte, kümmerte sich vielfach um Ausstellungen und Kunsthandelsgeschäfte Münters.

Recherche: CT | Text: CT

oben links, Bleistift: Gabriele Münter 25.IV.12
oben Mitte, Aufkleber Galerie Valentien, Stuttgart, Königsbau, mit handschriftlicher Bezeichnung: Nr. 16 A31 [Aufkleber aus den 1950er-Jahren, freundliche Auskunft von Freerk Valentien, 11.5.2012]
Mitte, handschriftlich, blau: K 21 [Kat.-Nr. Ausstellung Stangl 1955?]
oben rechts: Aufkleber der Modernen Galerie Otto Stangl; darüber handschriftlich, rot: W 1610
rechts, Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts mit Inv.-Nr.: 72/20 [und] 25.4.1912
Mitte, handschriftlich: #532

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, erworben 1955 [nachinventarisiert]

Q2 Liste der Kunstwerke, die am 6.6.1968 aus dem Depot der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Bl. 3 (Depot O)

Q3 Brief Adolf Jannasch an Johannes Eichner, 26.10.1956, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II B/Galerie des 20. Jahrhunderts – Land Berlin 3, Bl. 28

Q4 Liste Platten – Kasten III, Galerie M–R, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Ordner B: Vereinigte Kunstsammlungen

Q5 Lieferschein und Ansichtsrechnung Galerie Rosen/Bassenge an Adolf Jannasch, Oktober 1955, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0200-08-364 ff.

Q6 Zahlungsanweisung betr. Ankaufssitzung, 12.10.1955, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0200-02-070 f.

Q7 Protokoll der Ankaufskommission, 12.10.1955, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0200-02-074.2 f., und Landesarchiv Berlin, B Rep. 002-11248

Q8 Liste Senat – Galerie des 20. Jahrhunderts (Werke lebender Künstler), 1.4.1959, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001

Q9 Brief Otto Stangl an Johannes Eichner, 18.10.1955, Archiv der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, freundliche Auskunft von Isabelle Jansen, 8.9.2011

Q10 Hauptverzeichnis für Kunstwerke B 3000/303, Senator für Volksbildung, Berlin, Referat Bildende Kunst [Inventar 1949–1958], Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001, 72/20, lfd. Nr. 644

Q11 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1958, Nr. 134

L2 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1960, Nr. 146

L3 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 171

L4 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 161

L5 Gabriele Münter, Ausst.-Kat. Galerie Gerd Rosen Berlin 1955, Nr. 17 (Abstraktion 25.4.1912; keine weiteren Angaben)

L6 Kandinsky, Marc, Münter. Unbekannte Werke, Ausst.-Kat. Moderne Galerie Otto Stangl München; Museum Folkwang Essen; Kunsthalle Bremen, München 1954, Nr. 21 (keine Provenienzangaben)