Käthe Kollwitz (1867–1945)
Selbstbildnis, 1926/36
Bronze
ohne Sockel 37 x 23 x 28 cm
Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
1960 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 1.200 DM
Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
Gussrand rechts unten, Signatur: Kollwitz
Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 499
Inventar Land Berlin: 499
1960 Galerie Alex Vömel, Düsseldorf Q5
1960 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Vömel Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Nach Kollwitz’ Tod 1945 widmete sich die Galerie Alex Vömel in Düsseldorf als eine der ersten im Kunsthandel der 1950er-Jahre den Bronzeskulpturen der Künstlerin.L3 1973 wurde Vömel von den Kollwitz-Erben autorisiert, von vierzehn verschiedenen originalen Kollwitz-Werken, darunter dieses Selbstbildnis, auf Bestellung bis zu sechs Nachgüsse anfertigen zu lassen, die als „Vömel-Editionen“ firmierten. Später wurde die Zahl der Güsse auf zehn erhöht. Bei zwölf der vierzehn Skulpturen war sie bereits 1977 erreicht. 1985 wurde von diesen schließlich je ein letzter Guss für das Käthe-Kollwitz-Museum in Berlin hergestellt, die mit „(C) 1985 Kollwitz-Museum Berlin“ bezeichnet sind. Die Silikonformen wurden danach zerstört, während die Gipse das Käthe-Kollwitz-Archiv der Akademie der Künste zu Berlin erhielt.L3
Das Exemplar aus der Galerie des 20. Jahrhunderts jedoch trägt am hinteren Gussrand die Marke der Gießerei H. Noack in Berlin, ohne den Zusatz „Friedenau“. Zudem ist sie typischerweise nicht nummeriert. Somit handelt es sich zweifelsfrei, wie das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin bestätigte, um einen der noackschen Nachgüsse der Nachkriegszeit, die desgleichen von den Erben autorisiert waren (freundliche Auskunft von Martin Fritsch, 12.11.2012). Für die Entstehung des Exemplars in den 1950er-Jahren sprechen auch die typisch schwarzbraune Patina und die standardmäßige Sockelung, die bei allen Nachkriegs-Nachgüssen identisch ist.
Die Besitzangabe „Privatbesitz Düsseldorf“, die ohne Quellenvermerk in den Werkakten zu finden ist, lässt sich nach Auskunft des Käthe-Kollwitz-Museums Berlin jedoch höchstwahrscheinlich wiederum Alex Vömel zuordnen, der nicht nur Kunsthändler, sondern auch Privatsammler war. Aus seiner Hand erwarb Adolf Jannasch 1960 die Bronze,Q1 die mit ihrem Entstehungsdatum nach 1945 ohnehin von dem Verdacht eines möglichen NS-verfolgungsbedingten Entzugs gänzlich befreit ist.
Recherche: HS | Text: CT
Gussrand unten hinten, Gussmarke: H. NOACK BERLIN
Sockel Unterseite: diverse Hasenkamp-Aufkleber jüngeren Datums
Sockel Unterseite, Hasenkamp-Aufkleber, überlappend, Nr.: 117
Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 12.12.1960
Q2 Protokoll der Übergabe der Bestände der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz [Gemälde und Skulpturen aus den Verwaltungs- und Ausstellungsräumen der Galerie], 5.6.1968, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, S. 3
Q3 Protokoll der Ankaufskommission, 24.11.1960, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II/VA 6754, Bl. 64, sowie Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1893
Q4 Übersicht Rechnungsjahr 1960, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 10-0302-05-382
Q5 Ankaufsakten Alex Vömel und Adolf Jannasch, November/Dezember 1960, Bildakte Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie
Q6 Brief Käthe Kollwitz an Beate Bonus-Jeep [hier publiziert o. D.], in: Beate Bonus-Jeep, Sechzig Jahre Freundschaft mit Käthe Kollwitz, Boppard 1948, S. 272
L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 281
L2 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 352
L3 Annette Seeler, „Weil ich für ein großes Publikum arbeiten möchte“. Zur Gusspraxis von Käthe Kollwitz und ihren Erben, in: Ursel Berger, Klaus Gallwitz und Gottlieb Leinz (Hrsg.), Posthume Güsse. Bilanz und Perspektive (Bildhauerei im 20. Jahrhundert, 2), Berlin und München 2009, S. 124–137
L4 Werner Timm, Käthe Kollwitz. Das plastische Werk 1900–1943. Versuch einer Rekonstruktion. Ausgeführte und geplante Werke, in: Käthe Kollwitz. Druckgraphik, Handzeichnungen, Plastik, hrsg. von Herwig Guratzsch, Ausst.-Kat. Wilhelm-Busch-Museum Hannover; Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Stuttgart 1990, S. 64 f., Nr. 30
L5 Berliner Bildnisse aus drei Jahrhunderten, Ausst.-Kat. Städtische Galerie München, Berlin 1962, Nr. 135