Max Beckmann (1884–1950)
Die Hölle, 1919
Mappe mit 10 Umdrucklithographien auf Papier, Ex. 26/75
88,2 x 64,6 x 1,4 cm
Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
1951 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 180 DM
Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
je Blatt, unten links, Bleistift: 26/75
je Blatt, unten Mitte, Ttitel
je Blatt, unten rechts: Beckmann
Inventarnummern
Inventar Land Berlin: 13 G
Weitere Nummern: 60/1 (Ma 20)
1951 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben von Florian Karsch Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Adolf Jannasch erwarb die Mappe mit der Exemplarnummer 26/75 für die Galerie des 20. Jahrhunderts (West) im Jahr 1951 von Florian Karsch. Zwischen Karsch und Neumann verläuft eine klare kunsthändlerische Beziehungslinie: 1923 hatte der Kunsthändler Karl Nierendorf das Graphische Kabinett von J. B. Neumann in Berlin übernommen und ab 1926 gemeinsam mit seinem Bruder Josef unter dem Namen Galerie Neumann-Nierendorf (ab 1933 Galerie Nierendorf) ausgebaut. Josef Nierendorf leitete bis 1939 die Berliner Zweigstelle der Galerie, während Karl 1936 nach Emigration eine neue Dependance in New York gründete. Als Josef Nierendorf 1949 verstarb, übernahm sein Stiefsohn Florian Karsch die zurückgelassenen Galeriebestände. Die 1955 von ihm eröffnete Galerie Meta Nierendorf besteht bis heute in Berlin-Charlottenburg fort.
Karl Nierendorf vertrat Beckmann in Neumanns Nachfolge seit den 1920er-Jahren, konnte aber wenig Druckgraphik absetzen: „Ich habe hier ganze Mappen voll davon [von beckmannscher Graphik] und wäre doch nur glücklich, wenn ich verkaufen könnte“ (S. 120).L4 Beckmann und Nierendorf pflegten bis in die 1930er-Jahre eine freundschaftliche Beziehung, noch 1935 kaufte der Kunsthändler „einiges“ von Beckmann. Die engen Geschäftsbezüge zwischen Neumann und Nierendorf sowie zwischen Nierendorf und Beckmann direkt lassen vermuten, dass die Provenienz des vorliegenden Exemplars der Mappe „Die Hölle“ in dieser Linie zu verorten ist.
Bei Übergabe der Mappe aus der Galerie des 20. Jahrhunderts an das Kupferstichkabinett (West) 1968 fehlte das Blatt „Der Hunger“. Da ein weiteres Exemplar der gesamten Mappe 1950 jedoch auch in Ost-Berlin mit Magistratsgeldern angekauft worden war, ist „Die Hölle“ heute, nach Wiedervereinigung der Sammlungen, zweifach im Kupferstichkabinett vorhanden.
Recherche: CT | Text: CT
unbezeichnet
Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 10.10.1951
Q2 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-001 ff., S. 19–23, Ma 20 60/1
Q3 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-004
Q4 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin
L1 Max Beckmann, Die Hölle, 1919, Ausst.-Kat. Kupferstichkabinett, Berlin 1983, Nr. 66–77
L2 Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hrsg. von Alexander Dückers, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1994, Nr. VIII.31
L3 Jörn Pabst, Anmerkungen zur Genese der Mappe Die Hölle von Max Beckmann, in: Max Beckmann Archiv und Christian Lenz (Hrsg.), Max Beckmann. Aufsätze, München 2002, S. 9–17
L4 Ursula Harter und Stephan von Wiese (Hrsg.), Max Beckmann und J. B. Neumann. Der Künstler und sein Händler in Briefen und Dokumenten, 1917–1950, Köln 2011