George Grosz (1893–1959)
Ecce Homo, 1923
100 Lithographien auf Papier, Ex. 27/10.000
39 x 28,7 x 3,9 cm
Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
1949 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 250 DM
Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
je Blatt unten rechts, Bleistift, handsigniert: GROSZ
Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: G 59/1g (Ma 4)
Inventar Land Berlin: G 59/1g
Weitere Nummern: 10 G
Werkverzeichnis-Nummer
Dückers WV S 1,1 - S1,XVI
1949 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben von Alfred Klinkmüller Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Der gebürtige Berliner Maler Alfred (Fred) Klinkmüller (1912–1977), der bei Max Kaus an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst studiert hatte, stand seit spätestens 1948 mit Adolf Jannasch in Kontakt. „Dr. Jannasch hatte seinerzeit mit einem Herrn Klinkmüller, Düsseldorferstr. 18, über den evtl. Ankauf einer Plastik des Bildhauers Fritz Krämer [sic], zurzeit Wien, verhandelt“, berichtete Kurt Reutti seinem Kollegen Ludwig Justi und konkretisierte: „In Frage sollten eine Gruppe ‚Klagende Frauen‘ oder die Plastik ‚der Geschlagene‘ […] kommen.“Q9 Reutti wird Klinkmüller wahrscheinlich am Rande seiner Tätigkeit für die Zentralstelle zur Erfassung und Pflege von Kunstwerken begegnet sein, denn Klinkmüller stellte 1945 einen Teil der Werke von Fritz Cremer aus der Berliner Hochschule für Bildende Künste sicher. Mit Klinkmüllers organisatorischer Unterstützung wurden diese Werke 1947 in der Galerie Franz zusammen mit Arbeiten des Bildhauers Walter Peter ausgestellt.L2 Zweifelsohne stammten aus diesem Konvolut die beiden Cremer-Skulpturen, die er Jannasch zur Auswahl offerierte.
Vor allem aber begeisterte sich Klinkmüller für japanische Holzschnitte und Ethnografika, die er regelrecht sammelte und bisweilen auch im Auftrag des Ethnologischen Museums restaurierte. Diesem Museum verkauften er und später seine Witwe in den 1960er- bis 1980er-Jahren insgesamt 59 ethnografische Objekte. Bei zweien ist auch Kurt Reutti als weiterer Vorbesitzer erfasst (freundliche Mitteilung von Boris Gliesmann, Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum, 15.3.2013). Dass sich je eine Grosz-Mappe im Besitz Klinkmüllers befand, ist jedoch auch in seiner Familie nicht bekannt. So gut wie ausgeschlossen ist ein Erwerb von George Grosz direkt, da die beiden Künstler sich nicht persönlich kannten. Vermutlich, so teilte die Witwe freundlich mit, habe ihr verstorbener Mann die Mappe einst auf einer Auktion erworben. Denkbar ist durch Klinkmüllers Verbindung zu Reutti und seine Aktivitäten bei der Bergung von Kulturgut nach dem Zweiten Weltkrieg gleichermaßen eine Herkunft der Mappe aus diesem Kontext.
Recherche: HS | Text: HS
je Blatt unten rechts, Bleistift, handsigniert: GROSZ
Frontispiz unten links: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts
Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 8.7.1949
Q2 Karteikarte Mappen (West), Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
Q3 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-001 ff., S. 19–23, Ma 4 59/1
Q4 Ankaufsbestätigung Adolf Jannasch an Fred Klinkmüller, 9.7.1949, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1445
Q5 Übergabeliste Mappenwerke an das Kupferstichkabinett, 1968, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-002
Q6 Protokoll der Ankaufskommission, 9.7.1949, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1446
Q7 Zahlungsanweisung (Dringlichkeitsliste) an Fred Klinkmüller, 8.7.1949, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1446
Q8 Nachweisaufstellung der Zahlungsempfänger 1949 bis 1951, 27.4.1951, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1446
Q9 Brief Kurt Reutti, an Ludwig Justi, 29.12.1948, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, VI HA NL Reutti, Kurt, Nr. 6, Bl. 84
L1 Alexander Dückers, George Grosz. Das druckgraphische Werk, Frankfurt am Main 1979, S. 297 ff., Nr. S 1
L2 Wolfgang Hempel, Helmut Knüppel und Julius H. Schoeps (Hrsg.), Fritz Cremer. Nur Wortgefechte? Aus Schriften, Reden, Briefen, Interviews 1949–1989, Potsdam 2004, S. 229, Anm. 4, und S. 297