Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Auktionshaus Union (Leo Spik), Berlin

Der gelernte Restaurator Leo Spik eröffnete 1919 seine eigene Kunsthandlung in Berlin und wurde später zudem stiller Teilhaber des Auktionshauses Union. Im Oktober 1934 erwarb er das Auktionshaus von Kurt Wacker und erweiterte somit seine Kunsthandlung zum Versteigerungshaus. Das Unternehmen wurde von da an als Auktionshaus Union (Leo Spik) weitergeführt.

In den folgenden Jahren übernahm Leo Spik Hunderte von Einrichtungen, Sammlungen und Nachlässen zur Versteigerung, zu großen Teilen aus jüdischem Besitz, und führte vom Finanzministerium veranlasste Zwangsversteigerungen durch. Ab 1941 spezialisierte er sich explizit auf Kunstgegenstände.

1944 wurden seine Geschäftsräume in der Berliner Rankestraße bei einem Luftangriff zerstört, wobei die meisten Geschäftspapiere vernichtet wurden. Leo Spiks Antrag auf Entnazifizierung – er war Mitglied der NSDAP gewesen – wurde stattgegeben, sodass er im Mai 1947 sein Auktionshaus in neuen Räumen am Kurfürstendamm wiedereröffnen konnte. Bis heute befindet sich das Auktionshaus Leo Spik in Familienbesitz.

Auf einer Auktion bei Leo Spik wurde 1955 die Büste „Ferruccio Busoni“ von Georg Kolbe für die Galerie des 20. Jahrhunderts erworben.

Quellen

Versteigerungsakten Spik im Landesarchiv Berlin und im Brandenburgischen Landeshauptarchiv; Handelsregisterakte mit diversen Dokumenten beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg (HR A 6306)

Kaspar Nürnberg, Leo Spik und sein Versteigerungshaus Union, in: Gute Geschäfte. Kunsthandel in Berlin 1933–1945, Ausst.-Kat. Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e. V. im Centrum Judaicum Berlin und im Landesarchiv Berlin, Berlin 2011, S. 105–112

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1919 Gründung: Kunsthandlung Leo Spik
  • 1919 bis 1921 Motzstraße 9, Berlin
  • 1921 bis wohl um 1934 Nettelbeckstraße 17
  • 1934 Übernahme: Auktionshaus Union
  • 1934 bis 1939 Tiergartenstraße 6, Berlin
  • 1939 bis 1944 Rankestraße 5, Berlin
  • 1944 Zerstörung
  • 1947 Neueröffnung: Versteigerungshaus Union
  • ab 1947 Kurfürstendamm 48/49, Berlin
  • heute Kurfürstendamm 66, Berlin
  • nach 1945 Gründung: Zweigstelle München
  • nach 1945 Gründung: Zweigstelle Bad Kissingen

Personen

  • Leo Spik (1894–1968) Gründer und Leiter ab 1919

Schwerpunkte

Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik, Bücher, Skulpturen, Porzellan, Kunstgewerbe, Schmuck, Möbel, Asiatika, Textilien etc.