Der aus der Verlegerfamilie Springer stammende Rudolf Springer, absolvierte vor seiner Karriere als Kunsthändler eine Ausbildung zum technischen Kaufmann. So arbeitete er in den frühen 1930er-Jahren einige Zeit in Frankreich bei Siemens und verbrachte auch einen Teil seines Kriegsdienstes in Paris.
In den Jahren 1947 und 1948 war Rudolf Springer in der Galerie Rosen als Ausstellungsleiter und Geschäftsführer tätig, bis er 1948 seine eigene Galerie gründete und einige Künstlervertretungen Gerd Rosens übernahm. Da Rudolf Springer relativ früh ein Reisevisum für Frankreich erhielt, konnte er Werke französischer Künstler in seiner Galerie ausstellen, in den späten 1940er-Jahren durchaus eine Besonderheit in Deutschland. In Zusammenarbeit mit der Galerie Buchholz, zu diesem Zeitpunkt in Madrid ansässig, stellte Springer 1950 André Masson in Berlin aus. Im Gegenzug zeigte die Galerie Buchholz die Berliner Künstler Hans Hartung, Werner Heldt, Heinz Trökes, Hans Uhlmann und Mac Zimmermann in Madrid.
1998 zog sich Rudolf Springer aus seiner Galerie zurück, blieb aber weiterhin kunsthändlerisch tätig. Weitergeführt wurde die Galerie am selben Ort von seinem Sohn Robert Springer, der bereits 1991 in Frankfurt am Main gemeinsam mit Gerald Winckler eine eigenständige Galerie gegründet hatte. Seit 2012 leitet er die Galerie zusammen mit seiner Frau Heide.
Adolf Jannasch erwarb für die Galerie des 20. Jahrhunderts in der Galerie Rudolf Springer 1950 die Zeichnung „Porträt eines bärtigen Mannes, Studie“ von Pablo Picasso, 1951 die Zeichnung „Senfkorngarten“ und das Aquarell „Blütenzweig“ von Marcus Behmer, 1952 die Zeichnung „Selbstbildnis“ von Marcus Behmer sowie die beiden Skulpturen „Liegende Frau“ von Henri Laurens und „Griechischer Flötenspieler“ von Gerhard Marcks und 1955 die Skulptur „Mädchenkopf, sich umwendend“ von Wilhelm Lehmbruck.
Quellen
Geschäftsunterlagen im Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels, Köln
Deutsches Kunstarchiv Nürnberg, Nachlass Heinz Trökes: Korrespondenz Rudolf Springer
Ingo Brunzlow, Die Galerie Rudolf Springer. Kunsthandel und Ausstellungsbetrieb im Berlin der Nachkriegszeit 1948–1961, unveröffentlichte Magisterarbeit, Freie Universität Berlin 2004
Rudolf Springer. Marchand d’art, né 1909, Publikation Contemporary Fine Arts, Berlin 2007
Angelika Margull, Warum hat man Bilder gern? Der Kunsthändler Rudolf Springer, Dokumentarfilm, 2008
Zeitraum / Adresse / Firmierung
- 1948 Gründung: Galerie Rudolf Springer
- 1948 bis 1950 Schillerstraße 10, Berlin (Zehlendorf)
- 1950 bis 1953 Maison de France, Kurfürstendamm 211, Berlin
- 1954 bis 1968 Kurfürstendamm 16, Berlin
- seit 1968 Fasanenstraße 13, Berlin
Personen
- Rudolf Springer (1909–2009) Gründer und Leiter von 1948 bis 1998
- Robert Springer (Sohn) Leiter seit 1998
- Heide Springer Leiterin seit 2012
Schwerpunkte
abstrakte und figurative Kunst nach 1945, unter anderem deutsche (Heinz Trökes, Ernst Wilhelm Nay, Gerhard Altenbourg) und französische (André Masson, Henri Laurens); in den 1960er-Jahren unter anderem Georg Baselitz, Jörg Immendorff