Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Kunsthandlung H. Sagert & Co., Berlin

Der für Max Klinger tätige Kupferstecher Hermann Sagert gründete 1865 seine eigene Kunsthandlung. Nach seinem Tod blieb das Geschäft jedoch nicht in Familienbesitz und wurde im Laufe seines Bestehens mehrfach verlegt.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden in der Kunsthandlung Sagert parteikonforme Ausstellungen gezeigt, zum Beispiel 1934 „Hitler im Bildnis“. Erich Schlundt, Inhaber der Kunsthandlung, musste 1939 die alten Geschäftsräume neben dem Auktionshaus Lepke räumen, da sie den Bauvorhaben für die „Reichshauptstadt Germania“ im Wege standen. In den letzten Kriegsjahren wurde die Kunsthandlung Sagert zerstört und geplündert, sodass nur etwa zwanzig Werke aus dem Galeriebestand den Krieg überdauerten. Bei der Wiedereröffnung nach dem Krieg teilte man sich eine Hausnummer mit dem Auktionshaus Rittershofer.

Adolf Jannasch stand in regem Kontakt mit der Kunsthandlung Sagert; regelmäßige an ihn beziehungsweise die Galerie des 20. Jahrhunderts gerichtete Angebote führten jedoch nur zu einem Ankauf, dem des Gemäldes „Kind in Blüten“ von Christian Rohlfs im Jahr 1949.

Quellen

Ein Teil der Geschäftsbücher ist seit 2005 im Landesarchiv Berlin

Hanna Strzoda, „Ein Spezialgeschäft in des Wortes bester Bedeutung“. Die Berliner Kunsthandlung H. Sagert & Co., in: Werner Breunig und Uwe Schaper (Hrsg.), Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin, Berlin 2014, S. 227–245

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1865 Gründung: Kunsthandlung H. Sagert & Co.
  • 1865 bis 1898 Leipziger Straße 26, Berlin
  • 1898 bis 1911 Mauerstraße 63/65, Berlin
  • 1911 bis 1938 Potsdamer Straße 122 c, Berlin
  • 1939 bis um 1943 Potsdamer Straße 87, Berlin
  • um 1943 Zerstörung
  • 1946 Wiedereröffnung
  • 1946 bis 1953 Potsdamer Straße 87, Berlin
  • 1953 bis um 1994 Potsdamer Straße 98, Berlin
  • 1994 bis 1996 Mommsenstraße 45, Berlin
  • 1970 Gründung: Zweigstelle Berlin
  • ab 1970 Budapester Straße 48, Berlin

Personen

  • Hermann Sagert (1822–1889) Gründer und Leiter von 1865 bis 1889
  • Paul Sonntag Inhaber von 1889 bis 1919
  • Erich Schlundt (1881–1959) Inhaber von 1919 bis 1959
  • Walter Titze (1912–1990) Mitinhaber und Geschäftsführer ab 1939
  • Hans Martin Husung (1903–1977) Mitinhaber und Geschäftsführer ab 1939
  • Lisbeth Titze Inhaberin seit 1990
  • Christian Titze Inhaber seit 1992

Schwerpunkte

Reproduktionen, Originalgraphik, Rahmen, Berolinensien, Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts, ab den 1920er-Jahren auch zeitgenössische Kunst (Graphik: Heinrich Zille, Käthe Kollwitz)