Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Galerie Gerd Rosen, Berlin

Die am 9. August 1945 am Berliner Kurfürstendamm eröffnete Galerie Gerd Rosen war die erste neu gegründete Galerie der Nachkriegszeit in Deutschland. Ihr Gründer und Namensgeber Gerd Rosen hatte bis 1933 das Buchantiquariat im Berliner Kaufhaus Wertheim geleitet, verlor allerdings, nach den Nürnberger Gesetzen als „Halbjude“ eingestuft, bei der „Arisierung“ des Kaufhauses seine Anstellung. Bis Kriegsende konnte er durch privaten Buchhandel seinen Lebensunterhalt verdienen und belieferte in dieser Zeit unter anderem Karl Buchholz.

Die Galerie eröffnete im Sommer 1945 mit der „Ausstellung junger Kunst“ und zeigte neben Heinz Trökes auch Werke von vormals als „entartet“ verfemten Künstlern. Die gezeigten Arbeiten stammten allesamt aus Rosens eigenem Besitz oder dem von Freunden. Die Galerie Gerd Rosen veranstaltete auch Buch- und Kunstauktionen und insbesondere in ihren ersten Jahren zahlreiche Vorträge und Diskussionen.

Neben Heinz Trökes gehörten viele weitere Künstler zum engeren Kreis der Galerie Rosen, etwa Hans Thiemann, Mac Zimmermann, Juro Kubicek, Hannah Höch, Werner Heldt, Paul Strecker, Alexander Camaro, Jeanne Mammen, Wolfgang Frankenstein, Curt Lahs, Otto Hofmann, Karl Hartung, Bernhard Heiliger und Hans Uhlmann. Die wichtigsten Künstler, wie Hartung, Mammen, Thiemann, Trökes, Uhlmann und Zimmermann, wandten sich jedoch im September 1948 im Streit von Gerd Rosen ab und wechselten zur Galerie Franz, in der sie die Ausstellung „Zone 5“ veranstalteten.

In der Berlin-Krise 1948 und der sich anschließenden Blockade West-Berlins bis Mai 1949 geriet die Galerie Gerd Rosen in finanzielle Schwierigkeiten. Gerd Rosen und Wolfgang Frankenstein eröffneten 1948, knapp vor dem Bankrott stehend, für kurze Zeit neue Räume in der Charlottenburger Hardenbergstraße, die Räume am Kurfürstendamm wurden in ein graphisches Kabinett umgewandelt.

Auch Wolfgang Frankenstein verließ 1951 die Galerie, und Gerd Rosen konzentrierte sich bis zu seinem Tod 1961 wieder auf das ursprüngliche Konzept des Buch- und Kunsthandels mit Antiquariat. Nach der posthumen Geschäftsliquidierung gründete Gerda Bassenge zusammen mit weiteren vormaligen Mitarbeitern Rosens die Galerie Bassenge.

Rund 130 Werke gelangten durch Verkäufe und Auktionen der Galerie Gerd Rosen in die Galerie des 20. Jahrhunderts, darunter die Gemälde „Walchensee“ von Lovis Corinth, „Selbstbildnis mit Mädchen“ von Ernst Ludwig Kirchner und „Die beiden Schwestern“ von Erich Heckel.

Quellen

kein Nachlass bekannt

Teilnachlass Ilse-Margret Vogel in der Frick Collection, New York

Eckhart Gillen und Diether Schmidt (Hrsg.), Zone 5. Kunst in der Viersektorenstadt 1945–1951, Berlin 1989

Markus Krause, Die Galerie Rosen. Die Avantgarde in Berlin 1945–50, Berlin 1995

Ilse-Margret Vogel, Bad Times, Good Friends. A Memoir – Berlin 1945, New York 2001

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1945 Gründung: Galerie Gerd Rosen
  • 1945 bis 1962 Kurfürstendamm 215, Berlin (Charlottenburg)
  • 1962 Schließung
  • um 1949 Gründung: Zweigstelle Berlin
  • 1950er-Jahre Hardenbergstraße 7, Berlin (Charlottenburg)
  • um 1949 Gründung: Zweigstelle Berlin
  • 1950er-Jahre Albrecht-Achilles-Straße 65/66, Berlin (Wilmersdorf)

Personen

  • Gerd Rosen (1903–1961) Gründer und Leiter ab 1945
  • Konsul Max Leon Flemming (1881–1956) Gründer
  • Heinz Trökes (1913–1997) Gründer und Leiter von 1945 bis 1948
  • Hans Uhlmann (1900–1975) Leiter von 1946 bis 1947
  • Rudolf Springer (1909–2009) Leiter von 1947 bis 1948
  • Wolfgang Frankenstein (1918–2010) Leiter von 1949 bis 1951
  • Ilse-Margret Vogel (1914–2001) Mitarbeiterin, Geschäftsführerin und Leiterin Bereich moderne Kunst ab 1948
  • Elfriede Wirnitzer Geschäftsführerin von 1946 bis 1954
  • Gerda Bassenge (1905–1995) Geschäftsführerin von 1954 bis 1962

Schwerpunkte

klassische Moderne, Berliner Künstler nach 1945