Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Ferdinand Möller, Breslau/Berlin/Köln

Ferdinand Möller begann seine Karriere als Kunsthändler in der Dresdner Galerie Arnold, deren Zweigstelle in Breslau er vier Jahre lang leitete, ehe er 1917 seine eigene Galerie gründete. Er zeigte vor allem deutsche Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts und entwickelte sich schnell zu einem Spezialisten für zeitgenössische Kunst. Möller präsentierte und förderte vor allem die Brücke-Künstler sowie Lyonel Feininger, Paul Klee, Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer. Ab 1938 gehörte er zu den Kunsthändlern, die für das NS-Regime Werke „entarteter Kunst“ aus Museumsbesitz ins Ausland verkaufen sollten. Er beschränkte sich dabei aber auf Künstler, die er bereits in der Galerie führte, und verkaufte inoffiziell auch Werke im Inland. Etliche Werke lagerte er in seinem Haus in Zermützel bei Neuruppin. Dorthin zog er sich nach der Zerstörung seiner Galerieräume 1945 gänzlich zurück; 1949 übersiedelte er nach Köln.

Nach dem Krieg forderten verschiedene Museen (z. B. in Halle) die Werke zurück, die aus ihren Häusern als „entartet“ beschlagnahmt worden waren und sich nun bei Ferdinand Möller befanden. Möller protestierte dagegen und behielt die betreffenden Werke in seinem Besitz. Auch Adolf Jannasch stand 1949/50 mit Möller in Kontakt, um einige Werke aus dem ehemaligen Kronprinzenpalais zurück nach Berlin in die öffentliche Hand zu bringen. Seine Bemühungen scheiterten jedoch. 1962 verkaufte Ferdinand Möller aus seinem Privatbesitz das Gemälde „Bild mit Weiß“ von Fritz Winter über die Galerie Grosshennig an die Galerie des 20. Jahrhunderts. Zudem weisen die Gemälde „Kirche von Niedergrunstedt“ von Lyonel Feininger, „Waldlandschaft“ von Otto Mueller, „Brecher“ von Emil Nolde und „Kind in Blüten“ von Christian Rohlfs eine Möller-Provenienz auf.

Quellen

Archiv der Galerie Ferdinand Möller in der Berlinischen Galerie

Wolfgang Schöddert, Vom Geist der Kunst und dem Ungeist der Zeit. Spuren der Galerie Ferdinand Möller aus den Jahren 1937 bis 1945, in: Maike Steinkamp und Ute Haug (Hrsg.), Werke und Werte. Über das Handeln und Sammeln von Kunst im Nationalsozialismus, Berlin 2010, S. 61–81

Katrin Engelhardt, Ferdinand Möller und seine Galerie. Ein Kunsthändler in Zeiten historischer Umbrüche, Dissertation Hamburg 2013, veröffentlicht unter http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2013/6507/, letzter Zugang 29.1.2016

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1917 Gründung: Galerie Ferdinand Möller
  • 1917 bis 1920 Museumsplatz 13, Breslau
  • 1924 bis 1927 Wollner Straße 14 (heute Otto-Nagel-Straße), Potsdam
  • 1927 bis 1931 Schöneberger Ufer 38 (heute Schöneberger Ufer 78), Berlin
  • 1932 bis 1935 Lützowufer 3, Berlin
  • 1935 bis 1939 Großadmiral-von-Koester-Ufer 73 (heute Schöneberger Ufer 79), Berlin
  • 1939 bis 1949 Kluckstraße 12, Berlin
  • 1951 bis 1956 Hahnenstraße 11, Köln
  • 1918 Zweigstelle Berlin
  • 1918 bis 1924 Potsdamer Straße 134 c, Berlin

Personen

  • Ferdinand Möller (1882–1956) Gründer und Leiter von 1917 bis 1956

Schwerpunkte

Künstler der Brücke, Skulptur