Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Galerie Matthiesen, Berlin/London

Franz Zatzenstein-Matthiesen begann seine Karriere als Kunsthändler 1922 in München, zog ein Jahr später nach Berlin und eröffnete dort die Galerie Matthiesen, die sich schnell zu einer der wichtigsten Galerien für französischen Impressionismus entwickelte. In den 1920er-Jahren verfolgte die Galerie ein ambitioniertes Programm mit Ausstellungen etwa zu Henri de Toulouse-Lautrec (1924), Honoré Daumier (1926) und Édouard Manet (1928). Ende der 1920er-Jahre war Zatzenstein, gemeinsam mit den Kunsthändlern P. & D. Colnaghi & Co., London, und Knoedler, New York, am Verkauf von Meisterwerken alter Kunst aus der Ermitage in Leningrad ins westliche Ausland beteiligt. Damit war die Galerie Matthiesen endgültig im internationalen Kunsthandel etabliert.

Bereits 1933 emigrierte der jüdische Galerist über Zürich nach London. Bis 1935 war er noch alleiniger Geschäftsführer, bevor Heinz Mansfeld und Margarethe Noelle bis zur Liquidation 1939 auch offiziell die Geschäfte führten.

1942 wurde die oHG Heinz Mansfeld – Dr. Margarethe Noelle, Gemälde, gegründet. Mansfeld und Noelle übernahmen aus der vormaligen Galerie verschiedene Sachwerte und nutzten auch den Namen der international anerkannten, vormals jüdischen Galerie Matthiesen weiter. 1948 schied Mansfeld aus dem Geschäft aus, das Noelle noch bis 1984 fortsetzte.

Als The Matthiesen Gallery führt Patrick Matthiesen, der Sohn von Franz Zatzenstein-Matthiesen, seit 1978 die Londoner Galerie weiter.

Bei der Galerie Matthiesen wurden 1953 die Gemälde „Gutshof in Dangast“ und „Selbstbildnis“ von Karl Schmidt-Rottluff für die Galerie des 20. Jahrhunderts erworben.

Quellen

kein Nachlass bekannt; keine Akten aus der Berliner Galerie bei The Matthiesen Gallery, London

Nina Senger, Galerie Matthiesen, in: Gute Geschäfte. Kunsthandel in Berlin 1933–1945, Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e. V. im Centrum Judaicum Berlin und im Landesarchiv Berlin, Berlin 2011, S. 73–80

Forschung zu Heinz Mansfeld: Susanne Fiedler, Schwerin (heute Susanne Knuth, Rostock)

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1923 Gründung: Galerie Matthiesen GmbH
  • 1923 bis 1926 Friedrich-Ebert-Straße 8, Berlin
  • 1926 bis 1931 Bellevuestraße 14, Berlin
  • 1931 bis 1944 Viktoriastraße 33, Berlin
  • 1939 Liquidation der Galerie
  • 1942 Neugründung: oHG Heinz Mansfeld – Dr. Margarethe Noelle, Gemälde
  • Umbenennung: Galerie Matthiesen
  • ab um 1945/48 Fasanenstraße 13, Berlin
  • bis 1984 Meinekestraße 11, Berlin
  • 1938 Gründung: Zweigstelle The Matthiesen Gallery
  • 1938 bis 1963 New Bond Street 142, London/Großbritannien

Personen

  • Franz Catzenstein (ab 1920 Zatzenstein-Matthiesen später Francis M. Zatzenstein, 1897–1963), Gründer und Leiter von 1923 bis 1935
  • Heinz Mansfeld (1899–1959) Mitarbeiter ab 1923, Leiter von 1936 bis 1939 und von 1942 bis 1948
  • Margarethe Noelle (verh. Sell 1901–1984), Leiterin von 1936 bis 1939 und von 1942 bis 1984
  • Patrick Matthiesen (geb. 1943), Leiter der Zweigstelle London seit 1978

Schwerpunkte

alte Meister, französischer Impressionismus