Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Galerie Wolfgang Gurlitt, Berlin/München

Wolfgang Gurlitt war der Sohn des Kunsthändlers und Galeriegründers Fritz (Friedrich) Gurlitt, Enkel des Malers Louis Gurlitt und Cousin von Hildebrand Gurlitt. Die Galerie Fritz Gurlitt war auf zeitgenössische Kunst spezialisiert. Wolfgang wurde 1907 in der Berliner Kunsthandlung des früh verstorbenen Vaters tätig, führte sie bis 1943 und leitete auch den Verlag Fritz Gurlitt weiter. 1943 wurde die Berliner Galerie durch Bomben zerstört, Gurlitt siedelte nach Bad Aussee über. Während der NS-Zeit war er auch am Verkauf von „entarteter Kunst“ ins Ausland beteiligt sowie in Ankäufe für den „Sonderauftrag Linz“ involviert.

Nach dem Krieg initiierte Gurlitt 1947 mit Teilen seiner Sammlung die Neue Galerie der Stadt Linz, mit angeschlossenem Kubin-Kabinett und einem Kokoschka-Archiv, dem heutigen Lentos Kunstmuseum Linz. Bis 1956 war Gurlitt Leiter der Galerie, viele Jahre trug sie als Zusatz seinen Namen. Außerdem führte er in dieser Zeit auch wieder eine Privatgalerie in München.

1963 verkaufte Wolfgang Gurlitt das Gemälde „Frau in gelbem Pelz“ von Leo von König an die Galerie des 20. Jahrhunderts.

Quellen

Das Bildarchiv Foto Marburg hat Fotos der Kommissionsware (1.500 Stück), die bei Wolfgang Gurlitt war, fälschlich bezeichnet, zu finden unter „Sammlung Wolfgang Gurlitt“, www.bildindex.de, letzter Zugang 27.1.2016

Neue Galerie der Stadt Linz. Katalog von Werken der Malerei und Zeichenkunst des 19. und 20. Jahrhunderts, Linz 1948

Walter Schuster, Facetten des NS-Kunsthandels am Beispiel Wolfgang Gurlitt, in: Gabriele Anderl und Alexandra Caruso (Hrsg.), NS-Kunstraub in Österreich und die Folgen, Innsbruck 2005, S. 212–226

Stefan Pucks, Die Kunststadt Berlin 1871–1945, Berlin 2007

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1880 Gründung: Galerie Fritz Gurlitt
  • 1880 bis 1892 Behrenstraße 29, Berlin
  • 1892 bis 1901 Leipziger Straße 131, Berlin
  • 1901 bis 1905 Potsdamer Straße 41, Berlin
  • 1905 bis 1925 Potsdamer Straße 113 (Villa 2), Berlin
  • 1917 bis 1931 Potsdamer Straße 113 (Villa 1), Berlin
  • 1924 bis 1927 Potsdamer Straße 41, Berlin
  • 1931 bis 1935 Matthäikirchstraße 27, Berlin
  • 1935 bis 1937 Matthäikirchplatz 7, Berlin
  • 1937 bis 1943 Kurfürstenstraße 78, Berlin
  • 1943 Zerstörung der Galerie
  • 1945 Umbenennung: Galerie Wolfgang Gurlitt
  • ab 1945 Galeriestraße 2 B, München
  • 1930er-Jahre Gründung: zwei Zweigstellen Berlin
  • 1930er-Jahre Budapester Straße 7 sowie Friedrich-Ebert-Straße 7, Berlin

Personen

  • Fritz (Friedrich) Gurlitt (1854–1893) Gründer und Leiter von 1880 bis 1893
  • Willi Waldecker Geschäftsführer von 1893 bis 1907
  • Wolfgang Gurlitt (1888–1965) Leiter von 1907 bis 1943
  • Wilhelm Uhde (1874–1947) Leiter 1922
  • Walter Kasten (1902–1984), Mitarbeiter ab 1938
  • Lilly (Christiansen) Agoston (1894–1951) Inhaberin der von Wolfgang Gurlitt 1926 gegründeten Kunsthandlung Fritz Gurlitt GmbH, Berlin

Schwerpunkte

zunächst Impressionismus und deutsche Romantik, unter Wolfgang Gurlitt Expressionismus (z. B. Alfred Kubin, Oskar Kokoschka)