1920 zog Karl Buchholz nach abgeschlossener Buchhändlerlehre nach Berlin und machte sich im Buchhandel selbstständig. Nachdem er 1925 seine eigene Buchhandlung eröffnet hatte, erweiterte er diese 1934 zu einer Buch- und Kunsthandlung mit dem Schwerpunkt Expressionismus. Curt Valentin, der zuvor für Alfred Flechtheim tätig gewesen war, wurde als Leiter für den Bereich Kunst eingestellt. Während der NS-Zeit veranstaltete Buchholz zahlreiche vom NS-Regime genehmigte Ausstellungen, der Schwerpunkt lag hierbei auf deutschen Bildhauern der Gegenwart in Berlin, insbesondere der Ateliergemeinschaft Klosterstraße, Renée Sintenis, Gerhard Marcks und Hermann Blumenthal. Parallel wurden hinter verschlossenen Türen auch Werke „entarteter“ Künstler ausgestellt und an vertrauenswürdige Personen verkauft. Von 1938 bis 1941 war Buchholz als einer von vier Kunsthändlern offiziell mit der „Verwertung“ der „entarteten Kunst“ durch das Propagandaministerium beauftragt.
1937 emigrierte Curt Valentin aufgrund seiner jüdischen Herkunft in die USA und eröffnete in New York die Buchholz Gallery – Curt Valentin. Bereits zuvor hatte er Ausstellungen in den USA für Buchholz organisiert. Auch die New Yorker Zweigstelle wurde mit Werken „entarteter Kunst“ aus Berlin beliefert. Valentin führte die Galerie in New York trotz aller Finanznöte relativ unbeschadet durch die Kriegsjahre. Er erhielt weiterhin von Buchholz, inzwischen in Madrid tätig, Kunstwerke von Künstlern wie Max Beckmann, Wilhelm Lehmbruck, Emil Nolde oder Max Ernst zum Verkauf. Jedoch erfuhr er 1944 umfassende Beschlagnahmungen aus dem Galeriebestand durch das Office of Alien Property Custodian, da durch die Verkäufe Devisen in das Dritte Reich gelangten.
Valentins favorisierte Künstler waren Paul Klee, Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner und Lyonel Feininger. Max Beckmanns Gemälde „Tod“ und „Geburt“ kamen 1951 und 1952 über Curt Valentin in die Galerie des 20. Jahrhunderts. Zudem weisen die Gemälde „Mädchenkopf“ von Karl Hofer, „Blick vom Rupenhorn auf die Havel“ und „Herbststillleben mit Weintrauben“ von Max Beckmann eine Buchholz-Provenienz auf.
Quellen
Teilnachlass im Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin
„Verwerter-Akten“ (Böhmer, Gurlitt, Buchholz) im Bundesarchiv Berlin (BArch R 55 / 21015, 21017, 21019)
Godula Buchholz, Karl Buchholz, Konstanz 2005
Anja Tiedemann, Die „entartete“ Moderne und ihr amerikanischer Markt. Karl Buchholz und Curt Valentin als Händler verfemter Kunst, Berlin 2013
Zeitraum / Adresse / Firmierung
- 1925 Gründung: Buchhandlung Karl Buchholz
- 1925 Taubenstraße 17/18, Berlin
- 1926 bis 1934 Mauerstraße 13/14, Berlin
- 1934 Erweiterung: Buch- und Kunsthandlung
- 1934 bis 1943 Leipziger Straße 119/120, Berlin
- 1943 bis 1945 Leipziger Straße 107, Berlin
- 1944/45 Reinerzstraße 40/41, Berlin
- ab 1946 Unter den Linden 26, Berlin
- 1940 Gründung: Zweigstelle Bukarest/Rumänien
- 1940 bis 1944 Bukarest
- 1943 Gründung: Zweigstelle Lissabon/Portugal
- 1945 Gründung: Buch- und Kunsthandlung als Zweigstelle Madrid/Spanien
- 1945 bis 1951 Madrid
- 1951 Gründung: Zweigstelle Bogotá/Kolumbien
- 1951 bis 1992 Bogotá
- 1937 Gründung: Buchholz Gallery – Curt Valentin, New York/USA
- 1937 bis 1939 3 West 46th Street, New York
- 1939 bis 1955 32 East 57th Street, New York
- 1951 Umbenennung: Valentin Gallery
Personen
- Karl Buchholz (1901–1992) Gründer und Leiter von 1925 bis 1934
- Curt Valentin (1902–1954) Leiter der Galerie in Berlin von 1934 bis 1937, Leiter der Buchholz Gallery Curt Valentin, New York, von 1937 bis 1954
- Ulrich Riemerschmidt (1912–1989) Leiter von 1937 bis 1939
- Georg von Hülsen Leiter ab 1939
- Hans Rose (1888–1945) Leiter Kunstliteratur Antiquariat ab 1939
- Marianne d’Hooghe (geb. Wagner 1899–1978), Mitarbeiterin von 1934 bis 1937
- Arthur Kersten Mitarbeiter
- Heinz Schultz Mitarbeiter
- Godula Buchholz (Tochter geb. 1935), Mitarbeiterin in Bogotá von 1955 bis 1965
- Albert Buchholz (Sohn 1937–1998), Mitarbeiter
Schwerpunkte
Expressionismus, Skulptur