Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Georg Kolbe (1877–1947)
Laufender Mann, 1937

Bronze

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1951 erworben durch das Land Berlin

Weitere Werkdaten

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
vorn links an der Plinthe, Monogramm: GK; Gussmarke: GUSS H. NOACK BERLIN

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 51/70
Weitere Nummern: 51/70

Foto: März, Roman / © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
1937 bis 1945 Deutsches Reich, aufgestellt im Reichsluftfahrtministerium, Berlin Q2
um 1945 bis 1951 Einlagerung als ehemaliger Reichsbesitz Q2 Q3
1951 High Commissioner of Germany, Berlin Q2 Q3
1951 Senatsverwaltung, Berlin, übergeben vom High Commissioner of Germany Q2 Q3
1951 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin Q1 Q2
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Georg Kolbe fertigte seine große Bronzeskulptur „Laufender Mann“ 1937 als Auftragsarbeit für den 1935 errichteten Monumentalneubau des Reichsluftfahrtministeriums in der Berliner Wilhelmstraße. Nach Kriegsende wurde sie als ehemaliger NS-Reichsbesitz eingelagert und daraufhin „1951 von der amerikanischen Zivilbehörde HICOG [High Commissioner of Germany] der Senatsverwaltung Volksbildung übergeben, da in dem dortigen Gebäude des HICOG keine Verwendung für die im Keller gefundene Plastik von Georg Kolbe sich finden liess“, wie Adolf Jannasch später erklärte. „Ich habe die Plastik damals übernommen. Sie wurde angefertigt von Georg Kolbe für das Göringsche Gebäude der Luftwaffe, war also früher Reichsbesitz, der meiner Meinung nach als Eigentum des Landes Berlin anzusehen ist. Ich habe keine Inventarisation der Plastik vorgenommen. Unterlagen sind nicht vorhanden.“Q2

Offenbar war für die Sicherstellung der Skulptur Kurt Reutti verantwortlich: Der Bildhauer und ehemalige Mitarbeiter der „Zentralstelle zur Erfassung und Pflege von Kunstwerken“ des Berliner Magistrats berichtete 1954 dem Haupttreuhänder für NSDAP-Vermögen, eine überlebensgroße Jünglingsfigur von Kolbe aus dem Luftwaffengebäude geborgen zu haben, in dem inzwischen die OMGUS-Verwaltung (Office of Military Government for Germany [U. S.]) ihren Sitz hatte. Die Skulptur sei von der amerikanischen Dienststelle an Herrn Jannasch bei der Abteilung Kunst des Senats übergeben worden.Q3

Recherche: CT | Text: CT

Q1 Notiz über „noch zu dem Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts zu inventarisierenden Kunstwerke“, 26.11.1969, Ordner 1, 3894/3-31(7)11, Akten der Senatsverwaltung, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

Q2 Brief Adolf Jannasch an Güntzer, 20.6.1968, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0106-01-008

Q3 Brief Kurt Reutti an den Haupttreuhänder für NSDAP-Vermögen, 28.2.1954, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, VI, HA NL Reutti, Kurt, Nr. 7, Bl. 104–106, hier Bl. 104 v.

L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1953, Nr. 11

L2 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1958, Nr. 212

L3 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1960, Nr. 235

L4 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 279