Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Bernhard Heiliger (1915–1995)
Kopf Gärtnerin, 1943

Bronze

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1964 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 2.500 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Gärtnerin

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unbezeichnet

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 98/64
Weitere Nummern: 98/64

Werkverzeichnis-Nummer
Wellmann WV 28

Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
bis 1964 im Besitz der Familie Linde Q5 Q4
1964 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben aus dem Familienbesitz Linde, vermittelt durch den Künstler Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Eine handschriftliche Gesprächsnotiz zeigt, dass das Angebot für diese Bronzeskulptur von Bernhard Heiliger offenbar telefonisch bei Adolf Jannasch einging: „1.000,- für Vater / 1946 Bronze / 1 Unikat? / Gipsoriginal nicht / 29 cm hoch / Steinsockel 15,2 cm hoch / Kopf ‚Gärtnerin‘ / 2.500,- / 2. Frau von Linde / (Ruth Heiliger-Linde) / Patentanwalt / 1964“.Q5 Im März 1964 teilte er den Mitgliedern der Ankaufskommission mit, dass Professor Heiliger der Galerie des 20. Jahrhunderts den „Kopf Gärtnerin“ für 2.500 DM angeboten habe.Q4

Die Bronze stellt Else Rückborn (1912–1991) dar, die seit 1938 auf dem Hof von Bernhard Heiligers Schwiegereltern, der Familie Linde, in Hohen Neuendorf bei Berlin als Gärtnerin angestellt war. 1946 wurde Else Rückborn die zweite Ehefrau von Richard Linde (1880–1965), dem Schwiegervater des Künstlers. Dieser hatte 1939 dessen Tochter Ruth Maria Linde geheiratet; Ruth Linde-Heiliger war ebenfalls Bildhauerin. Der Patentanwalt Richard Linde arbeitete 1948 bis 1958 in Ost-Berlin, verließ dann aber die DDR und eröffnete eine Kanzlei in West-Berlin (freundliche Auskünfte von Martina Voigt und Marc Wellmann, 15.11.2012).

Die Skulptur „Kopf Gärtnerin“ entstand 1943, also während Heiligers Studienjahren an der Akademie der Künste in Berlin, in denen er seit 1941 Meisterschüler Arno Brekers war. Als das Arbeiten an der Hochschule zu prekär wurde, stellte Breker im Herbst 1943 Heiliger ein Atelier mit Wohnbaracke auf dem Gelände seiner Bildhauerwerkstätten in Wriezen bei Berlin zur Verfügung. Einige der in jener Zeit entstandenen Skulpturen zeigte Heiliger auf seiner Ausstellung in der Berliner Galerie Gerd Rosen 1946, darunter „Kopf Gärtnerin“ in Bronze, datiert auf 1943.L1 Dass Heiliger selbst die Skulptur auf 1946 datierte, wie eingangs zitiert, mag daran gelegen haben, dass ihm die Entstehung zur NS-Zeit unangenehm war. Die Bronze blieb bis 1964 im Besitz von Else und Richard Linde. Die Vermittlung des Verkaufs durch Heiliger fand in Absprache mit Linde als Besitzer statt, wie der Umstand, dass 1.000 DM des Ankaufspreises von 2.500 DM an seinen Schwiegervater gehen sollten,Q5 zeigt.

Recherche: CT | Text: CT

unbezeichnet

Rückansicht

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, erworben 1964 [nachinventarisiert 1970]

Q2 Liste der Kunstwerke, die am 6.6.1968 aus dem Depot der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Bl. 4

Q3 Protokoll der Ankaufskommission, 10.3.1964, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II/VA 6754, Bl. 406

Q4 Rundschreiben an die Mitglieder der Ankaufskommission, Bitte um Stellungnahme zu Ankaufsvorschlägen, 10.3.1964, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1893

Q5 Telefonnotiz Adolf Jannasch, 1964, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 03-0403-01-072

L1 Bernhard Heiliger, Ausst.-Kat. Galerie Gerd Rosen Berlin 1946, Nr. 13 („Kopf Gärtnerin“, Bronze, datiert auf 1943)

L2 Marc Wellmann (Hrsg.), Bernhard Heiliger 1915–1995 [Werkverzeichnis], Berlin 2005, Nr. 28