Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Heinrich Graf Luckner (1891–1970)
Bildnis Heinrich Tessenow, 1938

Öl auf Leinwand
90,5 x 70 cm

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1951 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 1.000 DM

Weitere Werkdaten

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 37/15
Inventar Land Berlin: 58

Foto: Kilger, Andres
Provenienz
bis maximal 1950 Heinrich Tessenow, Berlin
spätestens ab 1950 bis 1951 Hede Schneider, Berlin, per Erbschaft Q8
1951 Galerie Reitzenstein-Seel, Berlin, für Hede Schneider vermittelt durch Heinrich Graf Luckner Q8 Q5
1951 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Reitzenstein-Seel Q1 Q11
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Der Eintrag im Inventarbuch der Galerie des 20. Jahrhunderts, dass Heinrich Graf Luckners „Bildnis Heinrich Tessenow“ vom Künstler erworben wurde, ist ein wenig irreführend.Q1 Wohl war es Luckner, mit dem Adolf Jannasch 1951 die Korrespondenz über den Ankauf des Gemäldes führte,Q5 Q10 jedoch befand es sich zu jenem Zeitpunkt schon viele Jahre nicht mehr in dessen Besitz. Nach seiner Fertigstellung gehörte es zunächst dem Porträtierten, dem Architekten Heinrich Tessenow (Rostock 1876–1950 Berlin), der von 1926 bis 1941 sowie ab 1947 als Professor an der Technischen Hochschule Berlin tätig war. Seine Tochter Hede, verheiratete Schneider, erbte das Bildnis, vermutlich mit dem Tod Tessenows 1950.Q8 Da sich die Schauspielerin Hede und ihr Mann, der Journalist Hannes Schneider, zu jener Zeit in finanziellen Nöten befanden (freundliche Auskunft von Theo Böll, Heinrich-Tessenow-Gesellschaft e. V., Hamburg, 1.8.2011), gaben sie das Gemälde zum Verkauf.

Die Vermittlung des Ankaufs an die Galerie des 20. Jahrhunderts, der im Februar 1951 nach einem Angebot der Berliner Galerie Reitzenstein-Seel zustande kam, übernahm Heinrich Graf Luckner. So schrieb Seel am 9. Februar 1951 an Jannasch, dass Luckner den Preis „auf 1000,- Westmark ermäßigt“ habe.Q10 In Vorbereitung der im Mai 1951 stattfindenden Tessenow-Gedächtnisausstellung auf der „Constructa“ in Hannover bot Jannasch den Ausstellungsmachern Luckners Tessenow-Porträt als Leihgabe an und beschrieb es als ein Werk „aus dem Besitz der Tochter Tessenows“.Q8 Q6

In der Forschung zu diesem Bild ist zu beachten, dass Luckner im Jahr 1938 noch ein zweites Porträt Tessenows malte. Selbiges ging in den Besitz von Linde Hohn (geb. Roth) über, der Tochter des Architekten Alfred Roth; es befindet sich heute im Haus Spanische Allee 102 a, Berlin, im rothschen Nachlass (vgl. Marco De Michelis, Heinrich Tessenow 1871–1950. Das architektonische Gesamtwerk, Stuttgart 1991, S. 12).

Recherche: CT | Text: CT

unten links: Luckner 38
Keilrahmen oben Mitte: Aufkleber der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
Außenrahmen unten rechts, Bleistift, handschriftlich: Gründ […] [unleserlich]
Außenrahmen unten Mitte, Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts mit Kat.-Nr.: 46 [und Inv.-Nr.:] Mag. 37/15; darüber kleiner Aufkleber mit Nr.: 47

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, nachinventarisiert 1970 [erworben 1951]

Q2 Protokoll der Übergabe der Bestände der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz [Gemälde und Skulpturen aus den Verwaltungs- und Ausstellungsräumen der Galerie], 5.6.1968, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, S. 1

Q3 Liste der von der Galerie des 20. Jahrhunderts übernommenen und dort befindlichen Werke aus HUA B 3000/303 (Werke lebender Künstler), 1.4.1959, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001

Q5 Ankaufsbestätigung Adolf Jannasch an Heinrich Graf Luckner, Berlin-Dahlem, 15.2.1951, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1445

Q6 Protokolle der Ankaufskommissionssitzungen, 15.2.1951 und 5.3.1951, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1446

Q7 Rechnungsduplikat, o. D., Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1361

Q8 Leihkorrespondenz zwischen Adolf Jannasch und Edgar Wedepohl („Constructa Bauausstellung“, Hannover), Mai 1951, bes. Brief Adolf Jannasch an Edgar Wedepohl, 9.5.1951, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1284

Q9 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

Q10 Angebot der Galerie Reitzenstein-Seel, 9.2.1951, Landesarchiv Berlin, B Rep. 14-1626

Q11 Hauptverzeichnis für Kunstwerke B 3000/303, Senator für Volksbildung, Berlin, Referat Bildende Kunst [Inventar 1949–1958], Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001, 37/15, lfd. Nr. 269, Eintrag vom 14.2.1951

L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1953, Nr. 46

L2 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1958, Nr. 115

L3 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1960, Nr. 126

L4 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 148

L5 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 132

L6 Berliner Bildnisse aus drei Jahrhunderten, Ausst.-Kat. Städtische Galerie München, Berlin 1962, Nr. 51