Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Werner Heldt (1904–1954)
Berliner Stadtbild, 1930

Öl auf Leinwand
75 x 101 cm

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1950 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 750 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Berliner Stadtbild 1930

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unten links, Monogramm: WH 30

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 27/20
Inventar Land Berlin: 938
Hauptverzeichnis Senat: 27/20

Werkverzeichnis-Nummer
Schmied/Seel WV 162

Foto: Anders, Jörg P. / © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
bis mindestens 1948 im Besitz des Künstlers Q7
1950 Galerie Reitzenstein-Seel, Berlin Q4
1950 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Reitzenstein-Seel Q4 Q6 Q8 Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Ursprünglich aus dem Senatsetat für Ankäufe zeitgenössischer Kunst finanziert und im Hauptverzeichnis mit der Nummer 27/20 inventarisiert,Q8 wurde Werner Heldts „Berliner Stadtbild“ erst 1970 in das „Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie“ eingetragen (Inv.-Nr. B 938).Q1 Seit seiner Erwerbung 1950 hatte das Gemälde zu den Glanzstücken der Galerie des 20. Jahrhunderts gehört.

Der Berliner Kunsthändler Eberhard Seel, bei dem Adolf Jannasch das Bild erwarb,Q4 war mit Werner Heldt befreundet und übernahm nach dessen Tod 1954 die Verwaltung des Nachlasses, 1976 veröffentlichte er ein erstes Werkverzeichnis.L7 „Berliner Stadtbild“ entstand 1930; im selben Jahr beendete Heldt sein Kunststudium an der Berliner Akademie. Nach einer Paris-Reise war er zurückgekehrt zu Wohnung und Atelier, die ihm im elterlichen Pfarrhaus im Berliner Nikolaiviertel zur Verfügung standen, und produzierte bis Ende 1930 rund achtzig Arbeiten. 1933 floh er vor den Nationalsozialisten auf die Insel Mallorca, im August des Jahres 1936 trieb ihn der Spanische Bürgerkrieg zurück nach Berlin. Er fand im folgenden Herbst einen Wohn- und Arbeitsplatz in der Ateliergemeinschaft Klosterstraße, den er bis zum Ende des Zweites Weltkrieges beibehielt. 1940 wurde er als Soldat eingezogen; im Dezember 1945 kehrte er aus britischer Kriegsgefangenschaft zurück. Seine Kunst lagerte indes im Keller der Klosterstraße. Als das Haus der Ateliergemeinschaft 1944 und 1945 stark bombardiert wurde, blieben Heldts dort befindliche Werke aber unversehrt.Q10 1946 bis 1948 wohnte Heldt wieder in Berlin, wo er bei allen einschlägigen Galerien der Stadt ausstellte: Gerd Rosen, Richard Lowinsky, Anja Bremer, Reinhard Franz, Rudolf Springer.

Dass sich das „Berliner Stadtbild“ bis mindestens 1948 in Heldts Besitz befand, belegt eine Schwarz-Weiß-Fotografie von Fritz Eschen aus jenem Jahr: Sie zeigt Werner Heldt im Atelier, vor einer Staffelei, auf der das Gemälde zu sehen ist.Q7

Recherche: CT | Text: CT

Außenrahmen oben links, Aufkleber, teils zerrissen: Heldt / 16. Berliner Stadtbild / Leihgabe der Galerie des XX. Jahrhunderts
Keilrahmen oben Mitte, Aufkleber des Senators für Volksbildung, Berlin, mit Inv.-Nr.: 27/20
Keilrahmen oben Mitte, angehefteter Papierstreifen mit dem Vermerk: Bitte nicht mehr auf Reisen schicken! W. Paul 3.9.62

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, erworben 1950 [nachinventarisiert 1970]

Q2 Liste der Kunstwerke, die am 6.6.1968 aus dem Depot der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Bl. 3 (Depot R)

Q3 Liste der von der Galerie des 20. Jahrhunderts übernommenen und dort befindlichen Werke aus HUA B 3000/303 (Werke lebender Künstler), 1.4.1959, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001

Q4 Ankaufsbestätigung Adolf Jannasch an die Galerie Reitzenstein, Berlin-Wilmersdorf, 2.12.1950, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1445

Q5 Liste Platten – Kasten I, Galerie A–K, 25.7.1957, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 02-0204-02-040.1 bis -040.3, Nr. 28

Q6 Zahlungsanweisung an die Galerie Reitzenstein, 1.11.1950, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1446

Q7 Fotografie von Fritz Eschen, 1948: Werner Heldt im Atelier, hinter ihm „Berliner Stadtbild“ auf der Staffelei, abgebildet u. a. in: Werner Heldt, Ausst.-Kat. Kestner-Gesellschaft Hannover 1968, S. 81

Q8 Hauptverzeichnis für Kunstwerke B 3000/303, Senator für Volksbildung, Berlin, Referat Bildende Kunst [Inventar 1949–1958], Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001, 27/20, lfd. Nr. 206

Q9 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

Q10 Brief Werner Heldt an Werner Gilles, 26.6.1946, Deutsches Kunstarchiv Nürnberg, NL Heldt, Werner I, B-7, freundliche Auskunft von Verena Hein, 15.1.2013

L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1953, Nr. 27

L2 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1958, Nr. 71

L3 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1960, Nr. 71

L4 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 86

L5 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 91

L6 Werner Heldt, Ausst.-Kat. Kestner-Gesellschaft Hannover 1968, mit Œuvre-Katalog der Bilder 1920–1954, Nr. 43

L7 Wieland Schmied, Werner Heldt. Mit einem Werkkatalog von Eberhard Seel, Köln 1976, Nr. 162