Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Gustav Wunderwald (1882–1945)
Straße in Teltow in der Mark, 1925/29

Öl auf Holz
50 x 85 cm

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1949 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 200 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Kleinstadt (Teltow in der Mark); Straße in Teltow; Teltow

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
links unten: G. Wunderwald

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B W 49
Inventar Land Berlin: 978
Weitere Nummern: W 49

Foto: März, Roman / CC BY-NC-SA
Provenienz
bis 1945 Gustav Wunderwald
1945 bis 1949 Berta Wunderwald, Berlin, per Erbschaft Q3
1949 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, wohl erworben von Berta Wunderwald Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Als gelernter Kulissenmaler fand der Kölner Gustav Wunderwald (1882–1945) über die Bühnenbildnerei zur freien Kunst, nachdem er sich 1919 in Berlin niedergelassen hatte. Die urbane Alltagskulisse der Großstadt, vor allem ihrer Arbeiter- und Randbezirke, stellte fortan einen Schwerpunkt seiner Malerei dar. Von 1927 bis 1930 hielt die Galerie Neumann-Nierendorf die Alleinvertretung Wunderwalds inne. Ein wohl eigenhändig von Nierendorf angelegtes Fotoalbum (erhalten im Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin, Künstlerdokumentation, Wunderwald, Gustav: „23 Arbeiten 1925–1926 Gustav Wunderwald“) dokumentiert die Zusammenarbeit zwischen Nierendorf und Wunderwald. Das Album führt dieses Werk jedoch nicht auf.

Vermutlich war unter anderem der Berlin-dokumentarische Aspekt ausschlaggebend für Adolf Jannasch, eine größere Anzahl an Gemälden von Wunderwald für die Galerie des 20. Jahrhunderts zu sichern. Im Inventar der Galerie sind fünf Werke eingetragen, doch scheint es noch weitere Ankäufe aus anderen Kunstetats des Senats gegeben zu haben. Darauf lässt ein (wenngleich recht polemisch formulierter) Zeitschriftenartikel von 1962 schließen: „[…] ärgerlicher ist, daß die Stadt auch von den nach 1945 angekauften zehn Wunderwald-Gemälden nur den Verbleib von fünf Werken noch feststellen kann: fünf sind spurlos im Getriebe der Senatsdienststellen verloren gegangen und ließen sich nicht mehr finden, als sie jüngst in der Wunderwald-Gesamtschau präsentiert werden sollten. Ein anderes kam auch nur verspätet und beschädigt zu Tage: es hatte unbemerkt und unbeobachtet in der Botenmeisterei einer Senatsverwaltung gehangen, und keine Verwaltungsstelle hatte darüber einen Aktenvermerk.“Q4

Das hier beschriebene Dilemma erklärt sich teilweise daraus, dass einige der Wunderwald-Werke – so auch „Straße in Teltow in der Mark“ – aus dem Etat „Wandschmuck“ erworben und erst später in den Bestand der Galerie des 20. Jahrhunderts aufgenommen wurden. Das verraten in diesem Fall das W in der alten Inventarnummer, der rückseitige Aufkleber des Magistrats „Wandschm. 49“ und die späte Nachinventarisierung im Jahr 1970. Da die Dokumentationslage bei Erwerbungen aus dem Haushaltsabschnitt „Wandschmuck“ generell sehr dünn ist, liegt auch für die beiden frühen Ankäufe von Wunderwald-Bildern keine senatsinterne Angabe zur Ankaufsquelle vor (außer diesem wurde auch „Müllerstraße Ecke Seestraße Berlin-Wedding“ 1949 als Wandschmuck erworben). Eines spricht jedoch klar dafür, dass das Werk direkt von der Witwe des Künstlers, Berta Wunderwald, erworben wurde: Es wird auf einer Verkaufsliste von Werken aus ihrem Besitz mit dem Verkaufsdatum 5. Oktober 1949 aufgeführt.Q3

Recherche: HS | Text: CT

Bildrückseite links oben, halb abgerissener Aufkleber: II. Stock / [unleserlich] 25
Bildrückseite oben links, Aufkleber des Magistrats: Wandschm. 49
Bildrückseite links Mitte oben: Aufkleber der Staatlichen Museen zu Berlin
Bildrückseite oben Mitte: Nr. 15 a; darunter Adress-Stempel Wunderwald

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, nachinventarisiert 1970 [Ankauf 1949]

Q2 Liste der Kunstwerke, die am 6.6.1968 aus dem Depot der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Bl. 3 (Depot N)

Q3 Werkfotografie und Verkaufsliste, NL Berta Wunderwald, Privatbesitz [hier Verkaufsdatum 5.10.1949 verzeichnet]

Q4 Gustav Wunderwalds Gemälde „An der Stadtbahn Schöneberg“, Zeitschriftenartikel, ohne Quellenangabe und o. D. [1962], eingeklebt in hintere Umschlagklappe: Gustav Wunderwald. 1882–1945. Gemälde, Ausst.-Kat. Haus am Lützowplatz, Bezirksamt Tiergarten, Berlin 1962, Staatsbibliothek zu Berlin, 474 381

Q5 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 244

L2 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 226

L3 Gustav Wunderwald. 1882-1945. Gemälde, Ausst.-Kat. Haus am Lützowplatz, Bezirksamt Tiergarten, Berlin 1962, Nr. 15

L4 Hildegard Reinhardt, Gustav Wunderwald (1882-1945). Untersuchungen zum bildkünstlerischen Gesamtwerk, Hildesheim u. a. 1988, Nr. 166