Gustav Wunderwald (1882–1945)
Am Wedding, 1926/27
Öl auf Leinwand
61,5 x 71,5 cm
Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
1955 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 200 DM
Abweichende Titel
Am Wedding („Blauband“) / Berliner Häuser mit Reklame (Blauband), Wedding; Berliner Straßenbild (Am Wedding); Berliner Hinterhöfe
Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
–
Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 68/25
Inventar Land Berlin: 1024
Hauptverzeichnis Senat: 68/25
1945 bis 1955 Berta Wunderwald, Berlin, per Erbschaft
1955 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben von Berta Wunderwald Q1 Q6
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Vermutlich war unter anderem der Berlin-dokumentarische Aspekt ausschlaggebend für Adolf Jannasch, eine größere Anzahl an Gemälden von Wunderwald für die Galerie des 20. Jahrhunderts zu sichern. Im Inventar der Galerie sind fünf Werke eingetragen, doch scheint es noch weitere Ankäufe aus anderen Kunstetats des Senats gegeben zu haben. Darauf lässt ein (wenngleich recht polemisch formulierter) Zeitschriftenartikel von 1962 schließen: „[…] ärgerlicher ist, daß die Stadt auch von den nach 1945 angekauften zehn Wunderwald-Gemälden nur den Verbleib von fünf Werken noch feststellen kann: fünf sind spurlos im Getriebe der Senatsdienststellen verloren gegangen und ließen sich nicht mehr finden, als sie jüngst in der Wunderwald-Gesamtschau präsentiert werden sollten. Ein anderes kam auch nur verspätet und beschädigt zu Tage: es hatte unbemerkt und unbeobachtet in der Botenmeisterei einer Senatsverwaltung gehangen, und keine Verwaltungsstelle hatte darüber einen Aktenvermerk.“Q7
Die Ursache des hier beschriebenen Dilemmas, dass nämlich die Wunderwald-Werke beim Senat aus Bereichen unterschiedlicher Verwendung und Finanzierung des Kunstamts stammten, zeichnet sich auch an dem Gemälde „Am Wedding“ ab: Dieses Bild wurde 1955 vom Land Berlin erworben und zunächst in das Hauptverzeichnis der Kunstbestände des Senats eingetragen, bevor man es 1970 bei der Galerie des 20. Jahrhunderts nachinventarisierte. Im Katalog der Wunderwald-Retrospektive im Haus am Lützowplatz 1962 L3 ist es als Leihgabe des Senators für Volksbildung erfasst (nicht der Galerie des 20. Jahrhunderts). Der direkte Ankauf des Gemäldes aus dem Besitz von Berta Wunderwald, der Witwe des Künstlers, ist neben dem Inventareintrag Q1 Q6 auch durch eine Zahlungsanweisung belegt.Q3
Gustav Wunderwald hatte am 16. Dezember 1941 in zweiter Ehe Berta Wunderwald (geb. 1900 als Berta Ludwig) geheiratet. Von Berlin-Charlottenburg aus betreute sie nach dem Tod des Künstlers 1945 bis in die 1970er-Jahre den künstlerischen Nachlass, der sich noch heute in Privatbesitz befindet. 1962 erlangte Berta Wunderwald mit einer Ausstellung im Haus am Lützowplatz, auf der 60 zu großen Teilen aus dem Nachlass stammende Ölbilder gezeigt wurden, eine breitere öffentliche Wahrnehmung des Werks ihres verstorbenen Mannes.
Recherche: HS | Text: CT
Keilrahmen oben Mitte: Gustav Wunderwald / Charlottenburg Reichs-Str. 8
Keilrahmen oben rechts, blau: Nr. 7
Keilrahmen oben rechts: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts [zu Gustav Wunderwalds Werk Berliner Hinterhöfe, Inv.-Nr. 68/24 gehörig – verwechselt und falsch aufgeklebt]
Keilrahmen rechts oben: Aufkleber einer Spedition [unleserlich]; Transport zu: [unleserlich] Kunst-Abtlg.
Keilrahmen rechts Mitte oben: eckiger Stempel [unleserlich]
Keilrahmen rechts unten, Nummer, eingeritzt: 7
Keilrahmen unten rechts, handschriftlich: Künstleradresse
Keilrahmen links, Signatur, blau: Wunderwald [unleserlich]
Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, nachinventarisiert 1970 [Ankauf 1955]
Q2 Liste der Kunstwerke, die am 6.6.1968 aus dem Depot der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Bl. 2 (Depot H)
Q3 Zahlungsanweisung, 7.3.1955, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0200-02-087.1 f.
Q4 Camilla Blechen, Wunderwald im Grunewald. Der Maler der Neuen Sachlichkeit in der Galerie Bassenge, in: FAZ, 6.1.1972, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, V/Sammlung Künstler: Wunderwald, Gustav
Q5 E. B. K., Doch nicht vergessen. Die Wunderwaldstraße in Spandau erinnert an einen „Berliner Utrillo“, in: Spandauer Volksblatt, 13.8.1966, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, V/Sammlung Künstler: Wunderwald, Gustav
Q6 Hauptverzeichnis für Kunstwerke B 3000/303, Senator für Volksbildung, Berlin, Referat Bildende Kunst [Inventar 1949–1958], Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001, 68/25, lfd. Nr. 564
Q7 Gustav Wunderwalds Gemälde „An der Stadtbahn Schöneberg“, Zeitschriftenartikel, ohne Quellenangabe und o. D. [1962], eingeklebt in hintere Umschlagklappe: Gustav Wunderwald. 1882–1945. Gemälde, Ausst.-Kat. Haus am Lützowplatz, Bezirksamt Tiergarten, Berlin 1962, Staatsbibliothek zu Berlin, 474 381
Q8 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin
L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 245
L2 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 226-227
L3 Gustav Wunderwald. 1882-1945. Gemälde, Ausst.-Kat. Haus am Lützowplatz, Bezirksamt Tiergarten, Berlin 1962, Nr. 34
L4 Hildegard Reinhardt, Gustav Wunderwald (1882-1945). Untersuchungen zum bildkünstlerischen Gesamtwerk, Hildesheim u. a. 1988, Nr. 104