Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Ernst Wilhelm Nay (1902–1968)
Selbstbildnis, 1922

Öl auf Spanholz
40 x 31,5 cm

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1964 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 600 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Selbstbildnis des Neunzehnjährigen

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
oben rechts: N 22 / 19 J

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 682
Inventar Land Berlin: 682

Werkverzeichnis-Nummer
Scheibler WV 1

Foto: Kilger, Andres / © Elisabeth Nay-Schreiber, Köln / VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
wohl bis 1964 Johanna Repenthin, Berlin Q5
1964 Galerie Nierendorf, Berlin Q1 Q4
1964 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Nierendorf Q1 Q4
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Florian Karsch (1925–2015), ab 1955 Inhaber der Galerie Nierendorf, erinnerte sich an ein Konvolut von sehr frühen Werken und Memorabilia aus der Hand von Ernst Wilhelm Nay, das um 1963/64 von Johanna (Hanni) Repenthin bei ihm eingeliefert wurde. Es befanden sich darunter neben einzelnen Gemälden vor allem Ansichtskarten, Lesezeichen, Skizzen und anderes, das ihm großteils als von minderer Qualität erschien.Q5 Frau Repenthin, eine Ärztin und Freundin von Karschs Mutter Meta Nierendorf, war wohl in jungen Jahren mit Nay befreundet gewesen („eine Jugendfreundin“) und hatte die Werke und Objekte vom Künstler selbst erhalten. Florian Karsch trat daraufhin erfolgreich an die Kunsthändler Rudolf Springer oder Roman Norbert Ketterer heran, um einen Rückkauf des Konvoluts durch Nay zu organisieren. Zuvor hatte er einige wenige Arbeiten, die er als die besten erachtete, herausgenommen und selbst erworben, darunter vermutlich dieses „Selbstbildnis“ des Künstlers als 19-Jähriger, das er anschließend an die Galerie des 20. Jahrhunderts weiterverkaufte. Diese Provenienzangaben beruhen bislang allein auf Karschs Berichten; weitere Belege ließen sich nicht finden.

Nay vernichtete große Teile seiner Arbeiten aus der Zeit vor dem Akademiestudium: „Mit einer Schubkarre transportierte er die Bilder spätabends zum Teltowkanal, um eins nach dem anderen ins Wasser zu werfen“ (Elly Nay, Ein strahlendes Weiß, Berlin und Köln 1984, S. 21). Nur wenige Bilder der frühen Jahre entgingen diesem Schicksal, darunter unser „Selbstbildnis“ von 1922.

Recherche: CT | Text: CT

auf der Plattenrückseite, oben Mitte, Signatur: NAY

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 10.2.1963

Q2 Protokoll der Übergabe der Bestände der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz [Gemälde und Skulpturen aus den Verwaltungs- und Ausstellungsräumen der Galerie], 5.6.1968, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, S. 3

Q3 Bestellzettel B 459975 für Restaurierung, 19.8.1964, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II/VA 6840, Bl. 74

Q4 Korrespondenz zwischen Florian Karsch (Galerie Nierendorf, Berlin) und Adolf Jannasch, Bestellzettel B 372840 [5.2.1964], Rechnung [6.2.1964], Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II B/Galerie des 20. Jahrhunderts – Land Berlin 2

Q5 Galerie Nierendorf, Berlin, freundliche Auskünfte von Florian Karsch, 17.8.2011 und 27.9.2011

L1 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 163

L2 Aurel Scheibler, Ernst Wilhelm Nay [Werkverzeichnis], Köln 1990, Nr. 1