Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Gustav Heinrich Wolff (1886–1934)
Junge Afrikanerin, 1930

Ton

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1963 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 500 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Kleines Negermädchen

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unbezeichnet

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 594
Inventar Land Berlin: 594

Werkverzeichnis-Nummer
Holthusen WV 124

Foto: März, Roman / CC BY-NC-SA
Provenienz
nach 1930 bis 1963 Dr. E. F. Götze, Berlin Q3 L2
1963 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben von E. F. Götze Q3
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Gustav Heinrich Wolff (1886–1934) verdankte seinen tragfähigen Sammlerkreis in erster Linie seinem Freund und Mäzen Max Sauerlandt, dem Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Jener sammelte nicht nur privat Arbeiten von Wolff, sondern richtete für ihn eine Einzelausstellung in seinem Museum aus, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern, und regte Hamburger Sammler gezielt zu Käufen von Wolff-Arbeiten an. Obgleich Wolff in der Hansestadt seine stärkste Lobby hatte, verkehrte er persönlich eher in den Intellektuellenkreisen Berlins, wo er seit Ende des Ersten Weltkriegs lebte. Zu seinen ersten namentlich bekannten Berliner Freunden gehörten der Maler Robert Liebknecht, ein Sohn Karl Liebknechts, der Arzt Wladimir Gurewitsch sowie der Architekt Gustav Steinschneider. Seiner engagiertesten Hamburger Sammlerin und späteren Verfasserin des Werkverzeichnisses, Agnes Holthusen, war auch „Dr. Götze“ bekannt, der sich um 1930 dem Berliner Freundeskreis angeschlossen haben soll.L2

Ein Herr „Dr. E. F. Götze“ aus Berlin war es auch, der 1963 der Galerie des 20. Jahrhunderts eine Rechnung über 500 Mark für den Verkauf der „Jungen Afrikanerin“ stellte.Q3 Möglicherweise handelt es sich dabei um den Mediziner und Kommunisten Eberhard Götze, der sich in der NS-Zeit im Umfeld der Widerstandsgruppe Rote Kapelle bewegte. Die Identität des Vorbesitzers Götze ist jedoch auch durch die Berliner Fernsprechbücher nicht letztgültig zu klären, wenngleich seine Adresse aus den Ankaufsunterlagen überliefert ist: Von 1955 bis 1963 war er am Ludwigkirchplatz gemeldet, ließ jedoch keine Berufsbezeichnung oder sonstige weiterführende Angaben im Telefonverzeichnis registrieren.

Götzes Rechnung heftete Jannasch einen Notizzettel bei, auf dem er ihn als Besitzer von „Müller Handz[eichnungen]“ benannte,Q3 Agnes Holthusen verzeichnete ihn in ihrem Werkverzeichnis als Eigentümer dreier weiterer Wolff-Werke.L2 Darüber hinaus sind Informationen zu Umfang und Profil seiner Kunstsammlung kaum greifbar. Durch die persönliche Bekanntschaft mit Wolff seit etwa 1930 ist jedoch davon auszugehen, dass er die „Junge Afrikanerin“ direkt beim Künstler erwarb und sie bis 1963 durchgängig in seiner Sammlung verwahrte.

Recherche: HS | Text: HS

Standfläche: G H Wolff

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 9.4.1963

Q2 Protokoll der Übergabe der Bestände der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz [Gemälde und Skulpturen aus den Verwaltungs- und Ausstellungsräumen der Galerie], 5.6.1968, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, S. 4

Q3 Rechnung von Dr. E. F. Götze, Berlin, 9.4.1963, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II B/Galerie des 20. Jahrhunderts – Land Berlin 3, Bl. 269

Q4 Bestellzettel Dr. E. F.Götze, 5.4.1963, Bildakte Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie

Q5 „Wolff-Werke in Sammlerbesitz u. a.“, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, NL Gustav Heinrich Wolff NGHW, Kasten 4

L1 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 366

L2 Agnes Holthusen, Gustav H. Wolff. Das plastische und graphische Werk, Hamburg 1964, Nr. 124 und S. 27, Anm. 14

L3 G. H. Wolff 1886–1934, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 1957, Nr. 45