Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Max Beckmann (1884–1950)
Kleine Sterbeszene, 1906

Öl auf Leinwand
110 x 71 cm

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1952 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 2.000 DM

Weitere Werkdaten

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
oben rechts: HBSL/ 06 [Herr Beckmann seiner Liebsten]

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 53/25
Weitere Nummern: 53/25

Werkverzeichnis-Nummer
Göpel WV 62; Reifenberg WV 42

Foto: Kilger, Andres / © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
1906 bis mindestens 1928 im Besitz des Künstlers L9
bis 1952 Minna Beckmann-Tube, Gauting, erworben vom Künstler L8
1952 Galerie Meta Nierendorf, Berlin Q1
1952 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Nierendorf Q3 Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
1952 gelang Adolf Jannasch der Erwerb von Max Beckmanns Gemälde „Kleine Sterbeszene“ für die Galerie des 20. Jahrhunderts über einen kleinen Umweg: Er erwarb es nicht direkt aus dem Etat der Galerie, sondern aus dem gesonderten Senatsetat für „Werke lebender Künstler“,Q3 stellte es aber als Teil der stetig anwachsenden Gruppe von Bildern Beckmanns in der Galerie aus. Lange war das Werk nur im Hauptverzeichnis für Kunst unter der Nummer 53/25 eingetragen,Q5 das das Land Berlin führte; erst 1970 folgte die Aufnahme in das Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts.Q1 Der relativ geringe Ankaufspreis, für den das Werk angeboten wurde, mag Jannasch zu einem Einschlagen des rascheren und unkomplizierteren (weil aufgrund niedriger Geldbeträge nicht immer für die Ankaufskommission relevanten) Etat-Weges inspiriert haben. Darauf lässt ein Brief schließen, in dem er Ende 1949 dem Finanzdezernenten Lange berichtet, dass oft Bedarf nach einem schnell verfügbaren Titel für Kunstkäufe bestehe: „Diesen Sonderfall […] zu tätigen, sind zum grössten Teil durch besondere Kenntnis des Privatbesitzes, der jetzt zu billigen Preisen zum Verkauf gezwungen ist, möglich, so z. B. der Nachlass des Malers Beckmann aus seiner Berliner Zeit“.Q7

Zu diesem Nachlass gehörte „Kleine Sterbeszene“, eines jener Werke, die Minna Beckmann-Tube (Metz 1881–1964 Gauting), Max Beckmanns erste Frau, vom Künstler übernommen hatte. Minna hatte an der Kunsthochschule in Weimar bildende Kunst studiert, sattelte nach der Hochzeit mit Beckmann aber auf Gesang um. Nachdem sich Beckmann 1925 von ihr hatte scheiden lassen, um Mathilde (Quappi) Kaulbach zu heiraten, kehrte sie zur Malerei zurück. Minna und Max behielten nach ihrer Trennung zeitlebens engen und guten Kontakt (vgl. z. B. Stephan Reimertz, Max Beckmann und Minna Tube. Eine Liebe im Porträt, Reinbek 2002). 1945 nach Gauting umgesiedelt, gründete Minna dort 1951 die Max-Beckmann-Gesellschaft.

Recherche: CT | Text: CT

unbezeichnet

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag 1952 [nachinventarisiert]

Q2 Protokoll der Übergabe der Bestände der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz [Gemälde und Skulpturen aus den Verwaltungs- und Ausstellungsräumen der Galerie], 5.6.1968, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, S. 1

Q3 Liste Senat – Galerie des 20. Jahrhunderts (Werke lebender Künstler), 1.4.1959, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001 [Erwerbungsdatum: 13.3.1952]

Q4 Liste Platten – Kasten I, Galerie A–K, 25.7.1957, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 02-0204-02-040.1 bis -040.3, Nr. 7

Q5 Hauptverzeichnis für Kunstwerke B 3000/303, Senator für Volksbildung, Berlin, Referat Bildende Kunst [Inventar 1949–1958], Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001, Nr. 53/25, lfd. Nr. 363

Q6 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

Q7 Brief Adolf Jannasch an Finanzdezernent Lange, 24.10.1949, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1446

L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1953, Nr. 4

L2 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1958, Nr. 11

L3 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1960, Nr. 11

L4 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 15

L5 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 23

L6 Hans Kaiser, Max Beckmann, 1913, Kat.-Nr. 41 (Nachweis des Besitzers zugefügt wenn nicht Eigentum des Künstlers; hier ohne Besitzangabe)

L7 Curt Glaser, Julius Meier-Graefe et al., Max Beckmann, München 1924, S. 75 (ohne Besitzangabe)

L8 Hans Martin Freiherr von Erffa (Hrsg.): Barbara Göpel und Erhard Göpel: Max Beckmann. Katalog der Gemälde. 2 Bände, Bern (Schriften der Max Beckmann Gesellschaft 3) 1976, Nr. 62

L9 Max Beckmann: Das gesammelte Werk aus den Jahren 1905 bis 1927, Ausst.-Kat. Städtische Kunsthalle Mannheim 1928, Nr. 4 („Besitzer Max Beckmann“)