Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Karl Hagemeister (1848–1933)
Welle, 1915

Öl auf Leinwand
92 x 142 cm

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1955 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 1.000 DM

Weitere Werkdaten

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unten rechts: K. Hagemeister. / 1915.

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 71/30
Weitere Nummern: 71/30

Werkverzeichnis-Nummer
Warmt WV G 557

Foto: Kilger, Andres / CC BY-NC-SA
Provenienz
bis 1933 Atelier Hagemeister
wohl 1933 bis 1955 Martha Spinde, Werder (1948 "Privatbesitz")L6
1955 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben von Martha Spinde
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
1955 erwarb Adolf Jannasch für die Galerie des 20. Jahrhunderts das Ölbild „Welle“ von Karl Hagemeister. Im Galerie-Inventar ist eine Frau Martha Spinde als Vorbesitzerin vermerkt, die zu dieser Zeit unter der Adresse von Oskar Koch in Berlin-Charlottenburg wohnte.Q1 Koch ist in den Berliner Adressbüchern als Regierungsbaumeister a. D. verzeichnet und beschäftigte Spinde vermutlich als Haushaltshilfe.

Vor dem Krieg arbeitete die in Werder (Havel) geborene Martha Spinde (1887–1965) als Haushälterin für Karl Hagemeister. Sie lebte von mindestens 1925 bis 1931 mit dem Künstler und dessen taubstummem Bruder Fritz in Hagemeisters Geburtshaus in der Kirchstraße 148 in Werder.L7 Q8 Q9 Wenn der Künstler Spinde nicht entlohnen konnte, erhielt sie als Bezahlung für ihre Dienste Kunstwerke seiner Hand. Einige Arbeiten schenkte er ihr offenbar auch unabhängig von ausstehenden Verpflichtungen. Weitere Arbeiten soll sie noch nach seinem Tod aus dem Nachlass erhalten haben (freundliche Auskunft von Hendrikje Warmt, Karl-Hagemeister-Archiv, Berlin, 18.3.2012).

Nachdem Hagemeister 1933 in Werder gestorben war, wurde in seinem Wohnzimmer, über dem Sofa hängend, mindestens ein Wellenbild aufgefunden.L7 Ob es sich dabei um jenes später in Spindes Besitz befindliche handelte, ist nicht belegbar, denn Hagemeister selbst hatte, wie 1934 in einem Gedenkartikel in „Westermann’s Monatsheften“ zu lesen war, über seine Werke dieser Motivik geäußert: „Im Jahr 1915 malte ich in einem halben Jahr über dreißig Seebilder, vormittags eins und nachmittags eins.“L5

Recherche: HS | Text: HS

Keilrahmen unten rechts: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, erworben 1955 [nachinventarisiert]

Q2 Liste der Kunstwerke, die am 6.6.1968 aus dem Depot der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Bl. 4 (Depot S)

Q3 Protokoll der Ankaufskommission, 29.6.1955, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0200-02-081.1 f.

Q4 Ankaufsliste Ankaufskommission, 28.6.1955, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0200-10-428.1 f.

Q5 Liste der von der Galerie des 20. Jahrhunderts übernommenen und dort befindlichen Werke aus HUA B 3000/303 (Werke lebender Künstler), 1.4.1959, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001

Q6 Telefonnotiz Adolf Jannasch, o.D., Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1628

(Q7 Hauptverzeichnis für Kunstwerke B 3000/303, Senator für Volksbildung, Berlin, Referat Bildende Kunst [Inventar 1949–1958], Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-001, 71/30. Nr. 635

Q8 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1958, Nr. 67

L2 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1960, Nr. 67

L3 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 82

L4 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 88

L5 Sigmar Sprotte, Karl Hagemeister, in: Westermann's Monatshefte, Bd. 156, II, H. 935, 1934, S. 401-408, hier S. 407

L6 Karl Hagemeister zum 100. Geburtstag, Ausst.-Kat. Kulturbundhaus Potsdam, Potsdam 1948, Nr. 43 oder 44

L7 N.N., Ein Schulmeister wurde der Maler der Mark. Erinnerungen an Prof. Hagemeister, in: Berliner Lokal-Anzeiger, 8.8.1933, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, V/Sammlung Künstler: Hagemeister, Karl, 01249/5

L8 Anja Möller und Angelika Fischer, Karl Hagemeister. Von Werder nach Lohme, Berlin 2007, S. 25 f.