Gustav Wunderwald (1882–1945)
Müllerstraße Ecke Seestraße Berlin-Wedding, 1927/28
Öl auf Leinwand
60,5 x 85,5 cm
Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
1949 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 200 DM
Abweichende Titel
Haltestelle See-/Müllerstraße (Berlin N); Seestr. - Ecke Müllerstraße; Seestr.
Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
links unten: G. Wunderwald
Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B W 56
Inventar Land Berlin: 979
Weitere Nummern: 56/W
1945 bis 1949 Berta Wunderwald, Berlin, per Erbschaft Q6
1949 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, wohl erworben von Berta Wunderwald Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Vermutlich war unter anderem der Berlin-dokumentarische Aspekt ausschlaggebend für Adolf Jannasch, eine größere Anzahl an Gemälden von Wunderwald für die Galerie des 20. Jahrhunderts zu sichern. Im Inventar der Galerie sind fünf Werke eingetragen, doch scheint es noch weitere Ankäufe aus anderen Kunstetats des Senats gegeben zu haben. Darauf lässt ein (wenngleich recht polemisch formulierter) Zeitschriftenartikel von 1962 schließen: „[…] ärgerlicher ist, daß die Stadt auch von den nach 1945 angekauften zehn Wunderwald-Gemälden nur den Verbleib von fünf Werken noch feststellen kann: fünf sind spurlos im Getriebe der Senatsdienststellen verloren gegangen und ließen sich nicht mehr finden, als sie jüngst in der Wunderwald-Gesamtschau präsentiert werden sollten. Ein anderes kam auch nur verspätet und beschädigt zu Tage: es hatte unbemerkt und unbeobachtet in der Botenmeisterei einer Senatsverwaltung gehangen, und keine Verwaltungsstelle hatte darüber einen Aktenvermerk.“Q4
Auch das Gemälde „Müllerstraße Ecke Seestraße Berlin-Wedding“ galt laut einer „Aufstellung über nicht auffindbare Gegenstände“ von 1959 kurzzeitig als verschollen, bevor es in der Galerie des 20. Jahrhunderts „entdeckt“ wurde.Q3 Das W in der alten Inventarnummer verrät, dass es 1949 mit Mitteln des Etats „Wandschmuck“ angekauft wurde, was das im oben zitierten Artikel beschriebene Dilemma sowie die spätere Nachinventarisierung bei der Galerie erklärt. Da die Dokumentationslage bei Erwerbungen aus dem Haushaltsabschnitt „Wandschmuck“ generell sehr dünn ist, liegt auch für die beiden frühen Ankäufe von Wunderwald-Bildern keine senatsinterne Angabe zur Ankaufsquelle vor (außer diesem wurde auch „Straße in Teltow in der Mark“ 1949 als Wandschmuck erworben). Zwei Indizien sprechen jedoch klar dafür, dass das Werk direkt von der Witwe des Künstlers, Berta Wunderwald, erworben wurde: Erstens wird es auf einer Verkaufsliste mit Bildern aus ihrem Besitz mit dem Verkaufsdatum 21. Oktober 1949 aufgeführt, zweitens findet sich auf der Rückseite einer Werkfotografie die Notiz „Kunstamt Senat – Berlin 19 (Charlottenburg) Messedamm“ in ihrer Handschrift.Q6
Gustav Wunderwald hatte am 16. Dezember 1941 in zweiter Ehe Berta Wunderwald (geb. 1900 als Berta Ludwig) geheiratet. Von Berlin-Charlottenburg aus betreute sie nach dem Tod des Künstlers 1945 bis in die 1970er-Jahre den künstlerischen Nachlass, der sich noch heute in Privatbesitz befindet. 1962 erlangte Berta Wunderwald mit einer Ausstellung im Haus am Lützowplatz, auf der 60 zu großen Teilen aus dem Nachlass stammende Ölbilder gezeigt wurden, eine breitere öffentliche Wahrnehmung des Werks ihres verstorbenen Mannes.
Recherche: HS | Text: CT
Leinwandrückseite unten rechts: G. Wunderwald
Keilrahmen oben links, Aufkleber mit Stempel: Gustav Wunderwald / Charlottenburg 9, Reichsstr.8; handschriftlich: Müllerstraße / Berlin N
Keilrahmen oben Mitte links: Abgerissener Aufkleber
Keilrahmen oben Mitte, Bleistift: Nr. 11
Keilrahmen oben Mitte rechts, Kreide, blau: Nr. 35
Keilrahmen oben rechts: Magistratsstempel; darunter handschriftlich: Raumgestaltung
Keilrahmen oben rechts: Zollstempel [unleserlich]; in der Mitte handschriftlich: 204
Keilrahmen rechts oben: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts
Keilrahmen rechts unten, Bleistift: Berlin
Keilrahmen unten Mitte rechts: halb abgerissener Aufkleber mit unleserlichen Buchstabenfragmenten
Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, nachinventarisiert 1970 [Ankauf 1949]
Q2 Liste der Kunstwerke, die am 6.6.1968 aus dem Depot der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Bl. 3 (Depot N)
Q3 Aufstellung über nicht auffindbare Gegenstände, 1959, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 04-0300-00-005.6
Q4 Gustav Wunderwalds Gemälde „An der Stadtbahn Schöneberg“, Zeitschriftenartikel, ohne Quellenangabe und o. D. [1962], eingeklebt in hintere Umschlagklappe: Gustav Wunderwald.1882–1945. Gemälde, Ausst.-Kat. Haus am Lützowplatz, Bezirksamt Tiergarten, Berlin 1962, Staatsbibliothek zu Berlin, 474 381
Q5 Will Grohmann, Rund um den Zoo. Labyrinth der Ausstellungen, in: Die Neue Zeitung, Berliner Ausgabe, 21.10.1950, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, V/Sammlung Künstler: Wunderwald, Gustav
Q6 Werkfotografie und Verkaufsliste, NL Berta Wunderwald, Privatbesitz [hier Verkaufsdatum 21.10.1949 verzeichnet]
Q7 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin
L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 247
L2 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 227
L3 Hildegard Reinhardt, Gustav Wunderwald (1882–1945). Untersuchungen zum bildkünstlerischen Gesamtwerk, Hildesheim u. a. 1988, Nr. 142