Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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August Macke (1887–1914)
Spaziergang in Blumen, 1912

Öl auf Leinwand
63,5 x 48,5 cm

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1949 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 5.000 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Spaziergang unter Blumen

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unbezeichnet

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 5
Inventar Land Berlin: 5
Weitere Nummern: 3/12

Werkverzeichnis-Nummer
Heiderich WV 414

Foto: Anders, Jörg P. / CC BY-NC-SA
Provenienz
bis 1914 im Besitz des Künstlers Q8
1913 Galerie Ernst Arnold, Dresden, in Kommission vom Künstler Q8 L7
1914 bis 1934 Elisabeth [Erdmann-]Macke, per Erbschaft Q9
1934 Galerie von der Heyde, Berlin, wohl in Kommission von Elisabeth Erdmann-Macke L10 (Aufkleber)
1934 bis 1945 Paul Wiegmann, Kremmen/Mark, erworben aus der Ausstellung in der Galerie von der Heyde L8 Q7 L11 Q9
1945 bis 1949 Annie Marnitz, Berlin, per Erbschaft von Paul Wiegmann L8
1949 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben von Annie Marnitz Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Am 27. Februar 1913 berichtete August Macke seinem treuen Mäzen Bernhard Koehler von der nächsten Ausstellung seiner Bilder: „Ich habe vor ein paar Tagen eine Kollektion von 25 Bildern nach Dresden geschickt zur Galerie Arnold.“Q8 Das Ölgemälde „Spaziergang in Blumen“ von 1912, das bei Arnold ausgestellt wurde,L7 Q9 muss sich also unter den erwähnten 25 Werken befunden haben.

Als Macke 1914 im Ersten Weltkrieg fiel, widmete seine Witwe Elisabeth Macke (ab 1916: Erdmann-Macke sich der Verwaltung des geerbten künstlerischen Nachlasses. In dem von ihr geführten Inventar trägt unser Bild die Vermerke: „Ausstellung Sturm“, „Von der Heyde Berlin“ und schließlich: „Verkauft an Dr. P. Wiegmann, Kremmen (Mark), Okt. 1934, 800,-“.Q7 Dr. Wiegmann erwarb das Gemälde demnach 1934 aus der Ausstellung bei der Galerie von der Heyde in Berlin. Der Katalog einer Macke-Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft Hannover 1935 bestätigt dies: Ein „Ergänzendes Verzeichnis wichtiger Gemälde“ führt Dr. Wiegmann als Besitzer von „Spaziergang in Blumen, 1912“ auf.L11

Dr. Paul Wiegmann (auch fälschlich Wiegemann, Wichmann, Stiegmann), ein in Kremmen ansässiger Kuchenfabrikant, sammelte moderne, vorwiegend deutsche Kunst. In den 1930er-Jahren erwarb er die Werke für seine Sammlung aus unterschiedlichen, darunter auch problematischen Quellen: aus Museumsbestand, aus „Verwertungsbeständen“ „entarteter Kunst“, aus aufgelösten Sammlungen. Ab 1934 war er ein guter Kunde des Kunsthändlers Ferdinand Möller in Berlin.L12 Als Wiegmann 1945 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft starb, übernahm Annie Marnitz (auch fälschlich Marwitz, Marnitz-Stiegmann), seine Lebensgefährtin und Verlobte, den Kunstbesitz. Möglicherweise besaß Marnitz bereits vor Wiegmanns Tod eine eigene Kunstsammlung.

Recherche: CT | Text: CT

vollflächig auf der Leinwandrückseite, handschriftlich, braun: 20 [eingekreist] / A. Macke / Spaziergang in Blumen; von anderer Hand, grau: 1912
Keilrahmen oben Mitte: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts; Etikett mit Nummer, handschriftlich: W2466
Keilrahmen rechts oben: Aufkleber der Galerie v. d. Heyde, Berlin, Schöneberger Ufer; Nummer, rot: 18
Keilrahmen links oben, teils abgerissener Aufkleber der Spedition Knauer mit lesbaren Ziffern: 4300
Keilrahmen links unten, Etikett mit Nummer, gestempelt, rot: 347
verschiedene unleserliche handschriftliche Bezeichnungen

Rückseite Aufkleber Galerie Heyde
Foto: Kilger, Andres
Rückseite Aufkleber Knauer
Foto: Kilger, Andres
Rückseite
Foto: Kilger, Andres
Rückseite Beschriftung
Foto: Kilger, Andres

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 22.3.1949

Q2 Protokoll der Übergabe der Bestände der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz [Gemälde und Skulpturen aus den Verwaltungs- und Ausstellungsräumen der Galerie], 5.6.1968, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, S. 3

Q3 Liste Platten – Kasten III, Galerie M–R, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Ordner B: Vereinigte Kunstsammlungen

Q4 Ankaufsbestätigung Adolf Jannasch an Annie Marnitz, 23.3.1949, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1445

Q5 Liste Platten – Kasten I, Galerie A–K, 25.7.1957, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 02-0204-02-040.1 bis -040.3, Nr. 44

Q6 Protokoll der Ankaufskommission, 22.3.1949, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1446

Q7 Verzeichnis des künstlerischen Nachlasses von August Macke, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster [Eintrag von Elisabeth Erdmann-Macke: „Verkauft an Dr. P. Wiegmann, Kremmen (Mark), Okt. 1934, 800,-“], freundliche Auskunft von Ursula Heiderich, 10.3.2011

Q8 Brief August Macke an Bernhard Koehler, 27.2.1913, zit. n.: Werner Frese und Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.), August Macke. Briefe an Elisabeth und die Freunde, München 1987, S. 295

Q9 Ausstellungslisten im Nachlass August Macke, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, freundliche Auskunft von Ursula Heiderich, 10.3.2011 und 15.3.2011

L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1953, Nr. 47

L2 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1958, Nr. 118

L3 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1960, Nr. 129

L4 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 151

L5 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 133

L6 Adolf Jannasch, Die Galerie des 20. Jahrhunderts in Berlin 1945–1968, Berlin 1968, S. 17

L7 Ursula Heiderich, August Macke. Gemälde. Werkverzeichnis, Ostfildern-Ruit 2008, N. 414

L8 Gustav Vriesen, August Macke, Stuttgart 1953, Nr. 338

L9 Gustav Vriesen, August Macke, Stuttgart 1957 (2. Auf.), Nr. 338

L10 August Macke, Ausst.-Kat. Galerie von der Heyde Berlin 1934, Nr. 20

L11 August Macke, Ausst.-Kat. Kestner-Gesellschaft Hannover 1935, „Ergänzendes Verzeichnis wichtiger Gemälde“ („Dr. Wiegmann [Spaziergang in Blumen, 1912]“)

L12 Wolfgang Schöddert, Vom Geist der Kunst und dem Ungeist der Zeit. Spuren der Galerie Ferdinand Möller aus den Jahren 1937 bis 1945, in: Maike Steinkamp und Ute Haug (Hrsg.), Werke und Werte. Über das Handeln und Sammeln von Kunst im Nationalsozialismus, Berlin 2010, S. 61–81, hier S. 74