Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Lovis Corinth (1858–1925)
Selbstbildnis vor der Staffelei, 1919

Öl auf Leinwand
126 x 105,8 cm

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1976 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 365.000 DM

Weitere Werkdaten

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
oben rechts: s/l Wilhelmine / zu / Weihnachten / 5 Januar i9i9 / LOViS CORiNTH.

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 1075

Werkverzeichnis-Nummer
Berend-Corinth 1992 WV 781

Foto: Anders, Jörg P. / CC BY-NC-SA
Provenienz
1926 bis 1976 Wilhelmine (Mine) Corinth, Berlin L1 Q3 L4 Q7 Q9 Q10 Q11
1976 erworben von Wilhelmine Corinth-Klopfer für die Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, aus Mitteln des Landes Berlin (Deutsche Klassenlotterie)
Das Bild, das sich heute – 1978 aus Mitteln des Landes Berlin (Sondermittel Deutsche Klassenlotterie) erworben und daher mit einer B-Nummer (=Berlin) inventarisiert – in der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin befindet,

WILHELMINE CORINTH
An den Kunsthistoriker Dr. Karl Schwarz, dem der Künstler das Selbstbildnis offenbar zum Kauf angeboten hatte, schrieb Corinth am 11.1.1920 Q10: "Wegen des Selbstportraits, über das wir sprachen, ist es nun doch nichts. Ich hatte es vergessen, daß ich dieses meiner Tochter testamentarisch vermacht hatte."

Wilhelmine Corinth ging erst 1947 nach New York, wo seit 1933 ihre Mutter Charlotte und ihr Bruder Thomas lebten. Dennoch ging das Bild offenbar zur Ausstellung nach Zürich, anlässlich derer die Familie Corinth 1933 die Werke von Lovis Corinth in die Schweiz transferierte. Ein Teil der Bilder wurde 1936 zu einer Gedächtnisausstellung nach Basel versand. Jene Werke gingen von Basel aus direkt zur Familie nach New York. (Vgl. Datensatz "Schlossfreiheit"). Ob das Selbstbildnis aus Zürich direkt nach der Ausstellung zurück zu Wilhelmine oder von Zürich aus direkt nach New York geschickt wurde, ist unklar. Zweifelsohne blieb es jedoch während des Krieges in Familienbesitz.

"Das Bild stammt aus dem Besitz der heute in New York lebenden Tochter des Künstlers, Mine Corinth-Klopfer. Für sie hatte es ihr Vater einst gemalt und mit einer entsprechenden Widmung […] versehen."L5

Charlotte Behrend-Corinth schreibt in einer Errata-Liste an den Bruckmann Verlag für den Fall einer zweiten Auflage: "#781; War nicht mein Besitz; Priv. Bes. N.Y. (Mine's Selbstp.)". Mit New Yorker Privatbesitz muss Wilhelmine ("Mine") Corinth gemeint sein.Q11

"Es wurde 1919 gemalt und ist von Lovis Corinth seiner Tochter Wilhelmine mit Widmung von Weihnachten 1919 geschenkt worden. Frau Klopfer Corinth, die heute in New York lebt, hatte dieses Bild seitdem in ihrem Besitz und bietet es nun der Nationalgalerie aus erster Hand an."Q7

AUSSTELLUNGEN
Große Berliner Kunstausstellung 1919, Nr. 772
Kunsthalle Bern 1924, Kat.-Nr. 24.
Kunsthaus Zürich 1924, Kat.-Nr. 38.
Kunstverein Frankfurt/Main 1926, Kat.-Nr. 44.
Kassel 1926
Kunstverein für das Rheinland und Westfalen, Düsseldorf 1926, Kat.-Nr. 38.
Kassel 1926
Sächsischer Kunstverein Dresden 1927, Kat. 92
Neue Galerie, Hagenbund, Wien und Münchner Neue Secession 1929, Nr. 40
30 deutsche Künstler aus unserer Zeit, Neues Museum Wiesbaden 1930, Nr. 20
Konst under tva Sekler, Liljevalchs Konsthall, Stockholm 1930, Kat. 49
Kunsthaus Zürich 1933, Kat. 23

unbezeichnet

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, erworben 1976

Q2 Protokoll der Ankaufskommission, 1.7.1976, Ordner B Beratende Ankaufskommission, Protokolle, Lotto, Bildakte Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie

Q3 Liste von „51 Corinth-Bildern für Zürich“ aus dem Besitz von Fr. Corinth, abgeholt am 8.5.1933, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, I/NG 859, Bl. 86

Q4 Abforderungsschein Spedition W. Marzillier & Co., Berlin Schöneberg, Grunewald-Str. 14-15, 8.5.1933, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, I/NG 859, Bl. 88

Q5 Fotografie mit rückseitigem Stempel: „Mine Corinth-Klopfer 382 Central Park West / New York NY 10025“, Bildakte Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie

Q6 Geldeingangsbestätigung, Mine Corinth Klopfer an Dieter Honisch, 11.11.1976, Bildakte Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie

Q7 Brief Dieter Honisch an Senator Reiner Güntzer, 8.8.1976, Bildakte Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie

Q8 Rechnung Mine Corinth Klopfer, 12.7.1976, Bildakte Staatliche Museen zu Berlin, Alte Nationalgalerie

Q9 undatierte Werkliste mit Besitzvermerk „Mine“ [wohl um 1955], Akademie der Künste, Berlin, Charlotte-Behrend-Corinth-Archiv, Nr. 93

Q10 Brief Lovis Corinth an Dr. Karl Schwarz, 11.1.1920, publiziert in: Thomas Corinth (Hrsg.): Lovis Corinth. Eine Dokumentation. Tübingen 1979, S. 261

Q11 Errata-Liste zum Werkverzeichnis, NL Corinth, Lovis, II,B-669 [DEUTSCHES KUNSTARCHIV????]

L1 Lovis Corinth. Ausstellung von Gemälden und Aquarellen zu seinem Gedächtnis, Ausst.-Kat. Nationalgalerie Berlin, Berlin 1926, Nr. 298

L2 Esther Tisa Francini, Anja Heuss und Georg Kreis, Fluchtgut - Raubgut. Der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933–1945 und die Frage der Restitution, Zürich 2001, S. 314–316

L3 Charlotte Berend-Corinth und Hans Konrad Röthel, Die Gemälde von Lovis Corinth. Werkkatalog, München 1958, Nr. 781

L4 Nationalgalerie Berlin. 10 Jahre im neuen Haus, Ausst.-Kat. Wissenschaftszentrum Bonn und Bad Godesberg, Berlin 1978, S. 62 f.

L5 L. M., Lovis Corinth. Berlin, Neue Nationalgalerie, in: Weltkunst, Nr. 3, 1977

L6 Lovis Corinth 1958–1925, Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, Zürich 1933, Nr. 23