Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Milly Steger (1881–1948)
Junger Johannes, 1933

Muschelkalk

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1949 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 1.000 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Johannesknabe

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
an der Plinthe: 1933 M. Steger

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 37
Inventar Land Berlin: 37
Weitere Nummern: 7/25

Foto: Ziehe, Jens / © Nachlass Milly Steger
Provenienz
vor 1948 Julie Meyer, Berlin-Nikolassee und Wetterndorf, wohl zu unbekanntem Zeitpunkt von der Künstlerin erworben Q4 Q6 Q7 Q10
1949 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben von Julie Meyer über Vermittlung von Hella Hölck, Büttel-Altenkoog ü/Wilster Q1 Q6 Q8
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Als Adolf Jannasch 1949 Milly Stegers Muschelkalkskulptur „Junger Johannes“ erwarb, ließ er die Zahlung von 1.000 DM an Hella Hölck zu Händen von Julie Meyer anweisen.Q6 Q8 Hella Hölck (auch Hölk/Hölltz) war während der NS-Zeit die Gesellschafterin von Julie Meyer gewesen, die sich 1932 einen großen Bauernhof in Wetterndorf an der Elbmündung gekauft hatte. Dorthin hatte sich Meyer als „Halbjüdin“ vorsorglich zurückgezogen, als sich die politischen Verhältnisse in ihrer Heimatstadt Berlin zuspitzten. Direkt nach dem Krieg übersiedelte Meyer vorübergehend nach Hamburg, wo sie mehrere Häuser ihr Eigen nannte (freundliche Mitteilung von Hans Kloppenburg, 18.3.2013). Auch nach ihrem Wegzug in die Stadt jedoch scheint Hölck eine enge Vertraute Meyers geblieben zu sein, sodass sie ihr bei der Abwicklung des Verkaufs der Skulptur vermittelnd zur Seite stand.

In Berlin-Nikolassee hatte sich Meyer 1909/10 in der Gerkrathstraße das heute denkmalgeschützte Haus Meyer errichten lassen, das sie bei ihrer Rückkehr nach Berlin 1947 wieder bezog. Ihr offensichtlich nicht geringes Vermögen hatte sich die einstige Jungdemokratin wohl als Besitzerin der Bremer Schokoladenfabrik Feodora erwirtschaftet. Zudem war sie Mitinhaberin einer Zuckerfabrik in Tangermünde, die jedoch 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht demontiert wurde (freundliche Mitteilung von Hans Kloppenburg, 18.3.2013).

Von 1911 bis mindestens 1930 war Meyer förderndes Mitglied und Kunstfreundin des Vereins der Berliner Künstlerinnen, in deren Vorstandspräsidium Milly Steger saß.Q11 Es ist also anzunehmen, dass Meyer die Künstlerin persönlich kannte und von ihr zu jener Zeit den „Jungen Johannes“ erwarb.

Recherche: HS | Text: HS

an der Plinthe: 1933 M. Steger

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 8.7.1949

Q2 Liste der Kunstwerke, die am 6.6.1968 aus dem Depot der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Bl. 4

Q3 Ankaufsbestätigung Adolf Jannasch an Hella Hölck, 9.7.1949, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1445

Q4 Schwarz-Weiß-Aufnahme des Werkes „Junger Johannes“ mit rückseitiger Beschriftung, Bildakte Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie

Q5 Protokoll der Ankaufskommission, 9.7.1949, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1446

Q6 Zahlungsanweisung an Hella Hölck auf das Konto von Julie Meyer, 12.9.1949, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1446

Q7 Brief Käte Gläser an Julie Meyer, 2.6.1949, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1624

Q8 Nachweisaufstellung der Zahlungsempfänger 1949 bis 1951, 27.4.1951, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1446

Q9 Brief Frieda Bauer an Friedrich Karl Schwebel, 28.6.1981, Deutsches Kunstarchiv Nürnberg, NL Steger, Milly, ZR ABK 3455

Q10 Besitzerliste zur Gedächtnisausstellung Milly Steger in der Galerie Archivarion Berlin 1949, o. D., Deutsches Kunstarchiv Nürnberg, NL Steger, Milly, o. Signatur

Q11 Mitglieder-Verzeichnisse des Vereins der Künstlerinnen zu Berlin 1913, 1916, 1927, 1930, Archiv Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 e. V. Berlin, BG-VdBK 1247-1, 1250-1, 1261-1, 1264 (2012 übereignet an das Archiv der Akademie der Künste, Berlin)

Q12 www.schroederniko.de/gerkrath.htm [letzter Zugang 24.1.2016]

Q13 Brief Friedrich Karl Schwebel an Lia Jensek, 10.3.1975, Deutsches Kunstarchiv Nürnberg, NL Steger, Milly, ZR ABK 3455

L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1953, Nr. 28

L2 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1958, Nr. 248

L3 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1960, Nr. 277

L4 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 326

L5 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 364