Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


zurück

Camille Bombois (1883–1970)
Allée au tapis vert, 1922/61

Öl auf Leinwand
41 x 33 cm

Standort
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

1961 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 6.500 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Im Park von Marly; Allée du tapis vert – forêt de Marly

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
links unten: Bombois. C.lle

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B 513
Inventar Land Berlin: 513
Weitere Nummern: 38/513

Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
wohl [frühestens 1940] Galerie Berri-Raspail, Paris (Stempel)
bis 1961 Hans Fetscherin (Aufkleber) Q5
1961 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Fetscherin, München Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Der Autodidakt Camille Bombois, der sein Berufsleben als Ringer und Straßenarbeiter begann, bevor ihm 1922 der Durchbruch als Maler gelang, lebte bis 1930 in Paris, danach in der Nähe der Stadt. Das Bild „Allée au tapis vert“ entstand im Park von Marly-le-Roi bei Paris. Die naive Malerei Bombois fand schon zu seinen Lebzeiten zahlreiche Liebhaber. Zu den Sammlern seiner Kunst gehörten Marcel Monteux, Mme Gregory-Sèvres, Wilhelm Uhde, der Kunsthändler Henri Bing-Bodmer, Franz Meyer vom Kunsthaus Zürich, Dina Vierny und Charlotte Zander.

Auch der Kunsthändler Dr. Hans Fetscherin, der seine Galerie zuerst in der Maximilianstraße, dann in der Maréestraße in München führte, war ein leidenschaftlicher Anhänger der sogenannten Sonntagsmaler in Frankreich. Er interessierte sich besonders für Hector Trotin, dessen Werk er jahrelang sammelte und 1957 erstmals umfassend ausstellte (vgl. Der Spiegel, H. 43, 23.10.1957, S. 54–56). Fetscherin war spätestens seit den 1950er-Jahren als Kunsthändler aktiv; die Kunsthandlung wurde noch bis ins Jahr 2000 weitergeführt, offenbar lange von Hannelore Fetscherin (vermutlich der Witwe Fetscherins). Das Archiv der Galerie ist bedauerlicherweise jedoch unzugänglich oder nicht mehr erhalten, wie Hannelore Fetscherin uns unterrichtete, ohne die näheren Umstände erklären zu wollen: „[…] ich muss Ihnen mitteilen, dass die Kunsthandlung Dr. Hans Fetscherin […] ihre Arbeit im Jahr 2000 beendet hat. Leider sind dadurch auch die Unterlagen nicht mehr greifbar. Ich bedaure sehr, Ihnen daher die gewünschten Angaben über das Bild von C. Bombois […] nicht geben zu können“ (freundliche Auskunft vom 30.1.2012 und 6.2.2012). So ist eine Klärung der Bezugsquelle Fetscherins für das Bombois-Bild auf diesem Wege nicht mehr möglich. Es lässt sich lediglich spekulieren, dass die Vorliebe des Kunsthändlers für die französischen Naiven ihn seit Jahren mit einem Netzwerk von Sammlern dieser Kunst und womöglich auch den Künstlern selbst in Kontakt gebracht hatte.

Recherche: CT | Text: CT

Keilrahmen oben Mitte, Aufkleber, teils abgerissen: GBR [...] Paris / No 0126 Bombois
Keilrahmen unten rechts: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts mit Inv.-Nr. 38/513
Außenrahmen oben links, Aufkleber: Dr. Hans Fetscherin / Gemälde Graphik / München 2 Maximiliansplatz 12 a Telefon 26017 / Bombois / C 87/61
Außenrahmen oben Mitte, Aufkleber mit Nummer: 183
Außenrahmen oben rechts, Ausstellungsaufkleber Staatliche Kunsthalle Baden-Baden (ohne Datum): Leihgeber Galerie des 20. Jahrhunderts Berlin; handschriftlich, rot: 19
diverse Bezeichnungen, Bleistift, handschriftlich, blau (teils unleserlich): J42 / 33 / 3 / IK / [Bildtitel etc.]
auf Keilrahmen oben Mitte, Stempelzahl: 6F [Materialstempel?]
auf Keilrahmen unten Mitte, Stempel, kopfstehend: Galerie Berri-Raspail, 89[?] Boulevard Raspail, Paris
diverse Klebespuren von verlorenen Aufklebern

Rückseite
Foto: Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 30.5.1961

Q2 Protokoll der Sitzung der Ankaufskommission vom 30.5.1961, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II/VA 6754, Bl. 58 f., 62, und Landesarchiv Berlin, B Rep. 002-11248

Q3 Liste der Kunstwerke, die am 6.6.1968 aus dem Depot der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, Bl. 3 (Depot L)

Q4 Ankaufskorrespondenz zwischen Hans Fetscherin und Adolf Jannasch, Mai–Juli 1961, Bildakte Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie

Q5 Übersicht Haushaltsmittel 1961, 23.1.1962, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 10-0302-04-187.1

L1 Die Galerie des 20. Jahrhunderts. Katalog, hrsg. vom Senator für Volksbildung, Berlin 1963, Nr. 24

L2 Verzeichnis der Vereinigten Kunstsammlungen: Nationalgalerie (Preußischer Kulturbesitz) und Galerie des 20. Jahrhunderts (Land Berlin), hrsg. von den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1968, S. 43

L3 Das naive Bild der Welt, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Baden-Baden; Historisches Museum Frankfurt am Main; Kunstverein Hannover 1961, Nr. 19