Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Ludwig Meidner (1884–1966)
Else Meyer, 1924

Aquarell und Fettkreide auf Papier
Blattmaß 78,9 x 56,9 cm

Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

1976 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 2.200 DM

Weitere Werkdaten

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unten links: LM 1924

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: 1077
Inventar Land Berlin: 1077
Weitere Nummern: 1077

Foto: Büttner, Wolfram / © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main
Provenienz
vor 1976 wohl Privatbesitz London (wohl identisch mit Familienbesitz Meidner) Q6 Q7
1976 Galerie Stübler, Berlin Q1 Q6 Q7
1976 erworben aus Mitteln des Landes Berlin (Deutsche Klassenlotterie) von der Galerie Stübler für die Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Sammlung der Zeichnungen)
seit 1986 (mit Übergabe der Sammlung der Zeichnungen) im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
1976 wurde Ludwig Meidners Zeichnung „Else Meyer“ aus Mitteln des Landes Berlin (Deutsche Klassenlotterie) für die Vereinigten Kunstsammlungen in der Neuen Nationalgalerie erworben und mit einer B-Nummer inventarisiert. Als Meidner die Zeichnung 1924 anfertigte, war die Dargestellte seine Meisterschülerin; 1927 heiratete er sie in Berlin. Die Trauung vollzog kein Geringerer als der Rabbiner Leo Baeck.

Laut zweier Rezensionen in der „Welt“ und im „Tagesspiegel“ zur Verkaufsausstellung in der Berliner Galerie Stübler, aus der Adolf Jannasch das Porträt erwarb, stammten 50 der gezeigten Werke aus Londoner Privatbesitz.Q6 Q7 Vermutlich gehörte „Else Meyer“ zu diesem Konvolut englischer Provenienz, hinter der der Familienbesitz Meidner stehen könnte: Der Künstler hatte, als er 1939 mit seiner Frau nach England emigrierte, den größten Teil seiner Werke aus Deutschland herausgebracht und in zwei Containern in London bei einer Kunstspedition eingelagert. Er selbst verkaufte aus dem Londoner Exil nur im Einzelfall, sodass davon auszugehen ist, dass das Blatt über die Kriegsjahre hinweg in Familienbesitz verblieb (freundliche Mitteilung von Erik Riedel, Jüdisches Museum Frankfurt am Main, 13.7.2012). Als Ludwig Meidner 1953 nach Deutschland zurückkehrte, behielt Else Meidner vermutlich aus persönlichen Gründen diese Zeichnung, als sie sich dafür entschied, mit dem gemeinsamen Sohn David in London zu bleiben. Ein direkter Kontakt zur Galerie Stübler ist jedoch weder für die Nachkommen des Künstlers noch für den Darmstädter Nachlassverwalter Heinz Winfried Sabais überliefert (freundliche Mitteilungen von Erik Riedel, Jüdisches Museum Frankfurt am Main, 13.7.2012, und Peter Engels, Haus der Geschichte Darmstadt, 3.8.2012).

Recherche: HS | Text: CT/HS

unbezeichnet

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, erworben 1976

Q2 Liste der Zeichnungen und Aquarelle aus der ehemaligen Galerie des 20. Jahrhunderts, die 1986 aus dem Bestand der Neuen Nationalgalerie (Sammlung der Zeichnungen) an das Kupferstichkabinett (West) übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, B 1077

Q3 Karteikarte Sammlung der Zeichnungen (West), Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

Q4 Inventar der Erwerbungen durch das Land Berlin [für die Vereinigten Kunstsammlungen], ab 1967, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, B 1077

Q5 Bestandsliste Sammlung der Zeichnungen, 1985/86, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie

Q6 Martina Kamens, Das Leben als depressiver Totentanz, in: Die Welt, 15.10.1976, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, V/Sammlung Künstler: Meidner, Ludwig

Q7 W. L., Blätter mit Bildwissen. Eine Ludwig Meidner Ausstellung in der Galerie Stübler, in: Der Tagesspiegel, 13.10.1976, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, V/Sammlung Künstler: Meidner, Ludwig

Q8 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin