Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Karl Hartung (1908–1967)
Linienfigur, 1940

Radierung und Aquatinta auf Kupferdruckpapier
Blattmaß 13,5 x 18,8 cm

Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

1966 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 100 DM (zusammen mit B 828 [2])

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Abstrakte Komposition

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unten rechts: Hartung 40

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: 828/67
Inventar Land Berlin: 828/67
Weitere Nummern: 828 (1); 828/67

Foto: Büttner, Wolfram / VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
bis 1966 Privatbesitz Berlin Q5
1966 Galerie Gerda Bassenge, Berlin L1
1966 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Bassenge, 8. Auktion, 1.–4.11.1966 Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Der Bildhauer Karl Hartung, der bis Mitte der 1930er-Jahre in seiner Geburtsstadt Hamburg gelebt hatte, war 1936 mit seiner Familie nach Berlin gezogen, wo er die berufliche Einschränkung und Verfemung als „entarteter“ Künstler durch das NS-Regime leichter zu ertragen hoffte. Hier entstanden Anfang der 1940er-Jahre die beiden Aquatinta-Radierungen mit monsterartigen fantastischen Figuren, die 1966 als Paar für die Galerie des 20. Jahrhunderts erworben wurden („Phantastische Komposition“ von um 1943/44, Inv.-Nr. 827, und „Figur“ von 1940, Inv.-Nr. 828). Adolf Jannasch kaufte die beiden Blätter im Konvolut mit zwölf weiteren graphischen Werken beziehungsweise Werkgruppen der 1910er- bis 1950er-Jahre (Inv.-Nr. 822 bis 834) auf der vom 1. bis 4. November 1966 stattfindenden 8. Auktion der Galerie Gerda Bassenge an.Q1

Sowohl Hartung als auch Jannasch hatten eine enge Beziehung zur Galerie Gerd Rosen in Berlin. Dem Künstler hatte der Galerist 1946 dort seine erste Einzelausstellung ermöglicht, die ihm den Durchbruch verschaffte. Der Galeriedirektor wiederum gehörte lange zu den treuen Kunden der Galerie Rosen. Nachdem Rosen 1961 verstorben war, hatte Gerda Bassenge, 1953 als Lehrling zu Rosen gekommen und zuletzt seine engste Mitarbeiterin, im Januar 1963 ihre eigene Galerie in neuen Räumen am Kurfürstendamm 206 eröffnet. Ihr Team bestand zu großen Teilen aus ehemaligen Mitarbeitern Rosens, und auch in der Kundschaft gab es deutliche Kontinuitäten in beiden Galerien: Ab 1964 ersteigerte Jannasch zahlreiche druckgraphische Werke und Zeichnungen für die Galerie des 20. Jahrhunderts bei der Galerie Bassenge. Hinsichtlich der Provenienz der beiden Blätter konnte die Galerie Bassenge anonymisierte Angaben zum Einlieferer bereitstellen.Q6 Daraus geht hervor, dass sich das Werk bis 1966 in Berliner Privatbesitz befand. Eine genauere Zuordnung war bislang nicht möglich; eine belastete Provenienz ist aufgrund des Entstehungsdatums jedoch auszuschließen.

Recherche: HS/CT | Text: CT

Rückseite oben rechts, Bleistift: 36
Trägerpappe unten Mitte: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts mit Inv.-Nr. 828/67

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 4.11.1966

Q2 Karteikarte Druckgraphik (West), Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, 828/67

Q3 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Kasten B 7, S. 9, 828/67, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-001 ff.

Q4 Bestellzettel 459668, 11.11.1966, Land Berlin (Senat Wissenschaft/Kunst) an die Galerie Bassenge, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II/VA 6842, Bl. 20

Q5 Archiv der Galerie Gerda Bassenge, Berlin, freundliche Auskunft von David Bassenge, 5.6.2012

Q6 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

L1 Teil I. Alte und Neue Kunst, Aukt.-Kat. Galerie Gerda Bassenge Kunst- und Buchauktionen, 1.–4.11.1966, Berlin 1966, Nr. 1262 (Beigabe: Radierung „Ungeheuer“; in Datenbank als „Figur“ B 828 [2] verzeichnet)