Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Otto Freundlich (1878–1943)
Moses und Aaron I, 1938

Holzschnitt auf Papier d’Arches
Blattmaß 28,0 x 22,3 cm; Darstellung 16,2 x 11,5 cm

Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

1966 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 190 DM (zusammen mit „Moses und Aaron II“)

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Abstrakte Komposition

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unten rechts, Bleistift: Atelier Otto Freundlich / Paris 1938
unten links von fremder Hand, Bleistift: 1223; im Druck: F

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: 124-67
Inventar Land Berlin: 824
Hauptverzeichnis Senat: 824/67

Werkverzeichnis-Nummer
Waldegg WV 476

Foto: CC BY-NC-SA
Provenienz
bis 1966 Privatbesitz Berlin Q6
1966 Galerie Gerda Bassenge, Berlin, 8. Auktion, 1.–4.11.1966 Q1 L1
1966 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Bassenge Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Otto Freundlichs abstrakte Holzschnitte „Moses und Aaron I“ sowie „Moses und Aron II“ entstanden 1938 in Paris, wo der Künstler seit 1924 lebte. Sie wurden im November 1966 auf der 8. Auktion der Berliner Galerie Gerda Bassenge als Paar versteigert;L1 Adolf Jannasch kaufte sie im Konvolut mit zwölf weiteren graphischen Werken beziehungsweise Werkgruppen der 1910er- bis 1950er-Jahre (Inv.-Nr. 822 bis 834) an.Q1

Ab 1964 ersteigerte Adolf Jannasch regelmäßig Druckgraphik und Zeichnungen bei der Galerie Bassenge in Berlin, die in der Nachfolge der Galerie Gerd Rosen stand, zu deren treuen Kunden er schon zuvor gezählt hatte. Die Galerie Rosen war 1962, nach dem Tod ihres Inhabers, geschlossen worden. Gerda Bassenge, die 1953 als Auszubildende in die Galerie Rosen gekommen und zuletzt Rosens engste Mitarbeiterin gewesen war, hatte daraufhin im Januar 1963 ihre eigene Galerie in neuen Räumen am Kurfürstendamm 206 eröffnet. Ihr Team bestand zu großen Teilen aus ehemaligen Mitarbeitern Rosens. Auch in der Kundschaft gab es deutliche Kontinuitäten in beiden Galerien.

Zur Provenienz des Blattes konnte ermittelt werden, dass es sich bis 1966 in Berliner Privatbesitz befand.Q6 Eine genauere Zuordnung war bislang nicht möglich.

Der Künstler Otto Freundlich gehörte zu den tragischen Opfern des nationalsozialistischen Terrorregimes. Als in Frankreich lebender Deutscher wurde er zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zunächst interniert, durch die Fürsprache Pablo Picassos jedoch wieder freigelassen. 1940 fand er Unterschlupf in einem Dorf in den Pyrenäen. Anfang 1943 denunzierte man ihn als Jude, woraufhin er von der deutschen Besatzungsmacht in das Konzentrationslager Lublin-Majdanek deportiert und ermordet wurde.

Recherche: HS/CT | Text: CT

Passepartout unten: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 4.11.1966

Q2 Karteikarte Druckgraphik (West), Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, 824/67

Q3 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Kasten B 7, S. 9, 824/67, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-001 ff.

Q4 Bestellzettel 459668, 11.11.1966, Land Berlin (Senat Wissenschaft und Kunst) an Galerie Bassenge, Staatliche Museen zu Berlin, II/Zentralarchiv, VA 6842, Bl. 20

Q5 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Kasten B 13, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-043

Q6 Archiv der Galerie Gerda Bassenge, Berlin, freundliche Auskunft von David Bassenge, 5.6.2012

Q7 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

L1 Teil I. Alte und Neue Kunst, Aukt.-Kat. Galerie Gerda Bassenge Kunst- und Buchauktionen, 1.–4.11.1966, Berlin 1966, Nr. 1223

L2 Joachim Heusinger von Waldegg, Otto Freundlich (1878–1943). Monographie mit Dokumentation und Werkverzeichnis, Köln 1978, Nr. 476