Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Karl Hofer (1878–1955)
Der Engel am Grabe, 1919

Lithographie auf imitiertem Japanpapier
Blattmaß 41,2 x 31,2 cm

Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

1965 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 126.5 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Auferstehung zum "Raskolnikow"

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unten rechts, im Stein: CH
unten rechts, Signatur: Khofer
unten links, Trockenstempel: Die Schaffenden

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: 780/64
Inventar Land Berlin: 780/64
Weitere Nummern: 780/64; 780

Foto: Büttner, Wolfram / VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
Sammlung R. L. Mayer L1 (Rückseite)
bis 1965 Privatbesitz Berlin Q7
1965 Galerie Gerda Bassenge, Berlin, 6. Auktion, 2.–6.11.1965 Q1
1965 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Bassenge Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Die als „Engel am Grabe“ betitelte Radierung von Karl Hofer erschien als Teil einer Dostojewski-Mappe im zweiten Jahrgang der in Form von druckgraphischen Mappen publizierten Reihe „Die Schaffenden“ beim Kiepenheuer-Verlag in Weimar. Die Mappe wurde in einer Höhe von 125 Stück aufgelegt, davon 25 als Vorzugsausgabe. Im Kontext Fjodor Dostojewskis erklärt sich das Motiv als die Auferstehungsvision des Rodion Raskolnikow im Roman „Schuld und Sühne“ (vgl. den Zweittitel). Das Blatt wurde gemeinsam mit neun weiteren graphischen Werken der 1910er- bis 1960er-Jahre auf der vom 2. bis 6. November 1965 stattfindenden 6. Auktion der Galerie Gerda Bassenge für die Galerie des 20. Jahrhunderts erworben (Inv.–Nr. 776 bis 785).Q1

Ab 1964 ersteigerte Adolf Jannasch regelmäßig Druckgraphik und Zeichnungen bei der Galerie Bassenge in Berlin, die in der Nachfolge der Galerie Gerd Rosen stand, zu deren treuen Kunden er schon zuvor gezählt hatte. Die Galerie Rosen war 1962, nach dem Tod ihres Inhabers, geschlossen worden. Gerda Bassenge, die 1953 als Auszubildende in die Galerie Rosen gekommen und zuletzt Rosens engste Mitarbeiterin gewesen war, hatte daraufhin im Januar 1963 ihre eigene Galerie in neuen Räumen am Kurfürstendamm 206 eröffnet. Ihr Team bestand zu großen Teilen aus ehemaligen Mitarbeitern Rosens. Auch in der Kundschaft gab es deutliche Kontinuitäten in beiden Galerien.

Das Blatt stammt, wie der rückseitige Sammlerstempel sowie der Eintrag im Auktionskatalog verraten,L1 aus der Sammlung R. L. Mayer. 1963 wurden Teile der Sammlung Mayer bei Kornfeld und Klipstein in Bern versteigert (vgl. Auktion 110. Moderne Kunst des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts. Teile der Sammlung R. L. Mayer und Bestände aus verschiedenen schweizerischen und ausländischen Privatsammlungen, Aukt.-Kat. Klipstein und Kornfeld Bern 1963, und freundliche Auskunft von Eberhard W. Kornfeld, 8.3.2012). Auf dieser Auktion wurde auch ein Exemplar von Hofers „Engel am Grabe“ angeboten; hierbei könnte es sich gut um unser Exemplar handeln. R. L. Mayer arbeitete in den 1950er-Jahren in der Forschungsabteilung (Mikrobiologie) für Ciba Pharmaceutical Products in Summit/New Jersey, einer amerikanischen Niederlassung des Schweizer Chemiekonzerns. Er lebte zu jener Zeit in Washington/D. C.

Recherche: CT | Text: CT

unten rechts, Stempel, rot: R. L. Mayer

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 6.11.1965

Q2 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Kasten B 7, S. 9, 780/64, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-001 ff.

Q3 Bestellzettel 460078, 12.11.1965, Land Berlin (Senat Wissenschaft/Kunst) an die Galerie Bassenge, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II/VA 6841, Bl. 3

Q4 Rechnung vom 2.–6.11.1965, Galerie Bassenge an die Galerie des 20. Jahrhunderts, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II/VA 6841, Bl. 5

Q5 Karteikarte Druckgraphik (West), Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

Q6 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Kasten B 13, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-043

Q7 Archiv der Galerie Gerda Bassenge, Berlin, freundliche Auskunft von David Bassenge, 5.6.2012

Q8 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

L1 Teil I. Alte und Neue Kunst, Aukt.-Kat. Galerie Gerda Bassenge Kunst- und Buchauktionen, 2.–6.11.1965, Berlin 1965, Nr. 946