Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Walter Wellenstein (1913–1970)
Das Buch Tobias, 1925

Buch mit 12 Radierungen auf Papier
39,1 x 28,8 x 1,2 cm

Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

1963 erworben durch das Land Berlin
Ankaufspreis: 23 DM

Weitere Werkdaten

Bezeichnung an/in Mappe/Buch
je Blatt unten rechts, Bleistift, von Künstlerhand: Wellenstein
Vorsatzspiegel unten rechts, Bleistift: 7/3467 / Haberd. [Notiz Bassenge]
Vorsatzspiegel hinten unten rechts: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: Ma 64 & 807/66
Inventar Land Berlin: 807/66
Weitere Nummern: 807; 807/66 (Ma 64)

Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
1966 Galerie Gerda Bassenge, Berlin L1
1966 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, erworben bei der Galerie Bassenge, 7. Auktion, 3.–7.5.1966 Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Die Mappe mit dem Titel „Das Buch Tobias“, herausgegeben 1925 vom Wegweiser-Verlag in Berlin, umfasst zwölf handsignierte Radierungen von Walter Wellenstein. Sie wurde gemeinsam mit elf weiteren Losnummern graphischer Werke der 1920er- bis 1960er-Jahre (Inv.-Nr. 832 bis 834) auf der vom 3. bis 7. Mai 1966 stattfindenden 7. Auktion der Galerie Gerda Bassenge für die Galerie des 20. Jahrhunderts erworben.Q1 Laut Auktionskatalog L1 erschien die Graphikmappe „in kleiner Auflage“.

Seit 1964 ersteigerte Adolf Jannasch regelmäßig Druckgraphik und Zeichnungen bei der Galerie Bassenge in Berlin, die in der Nachfolge der Galerie Gerd Rosen stand, zu deren treuen Kunden er schon zuvor gezählt hatte. Die Galerie Rosen war 1962, mit dem Tod ihres Inhabers, geschlossen worden. Gerda Bassenge, die 1953 als Auszubildende in die Galerie Rosen gekommen und zuletzt Rosens engste Mitarbeiterin gewesen war, hatte daraufhin im Januar 1963 ihre eigene Galerie in neuen Räumen am Kurfürstendamm 206 eröffnet. Ihr Team bestand zu großen Teilen aus ehemaligen Mitarbeitern Rosens. Auch in der Kundschaft gab es deutliche Kontinuitäten in beiden Galerien.

Die Familie Wellenstein war der Familie Bassenge über zwei Generationen hinweg freundschaftlich verbunden. Adolf Jannasch wiederum war persönlich bekannt mit Walter Wellenstein; beide verkehrten in den gleichen Berliner Künstlerkreisen. Anlässlich von Wellensteins 65. Geburtstag 1963 hielt Jannasch die Eröffnungsrede zu einer Ausstellung im Rathaus Wilmersdorf. Walter Wellenstein lebte seit 1901 in Berlin, wo er von 1918 bis 1924 bei Emil Orlik an der Unterrichtsanstalt des Staatlichen Kunstgewerbe-Museums studierte. 1934 wurde Wellenstein zum Beauftragten für Kunstpflege beim Reichsluftfahrtministerium ernannt und vermittelte in dieser Position Ankäufe und Aufträge an bildende Künstler. In der Kriegszeit vernichteten Bombentreffer rund 220 seiner Gemälde, die er in ein Lagerhaus bei Rathenow evakuiert hatte. Er selbst wurde noch kurz vor Kriegsende zum Volkssturm einberufen. Seit Kriegsende in Potsdam ansässig, nahm er dort aktiv am Wiederaufbau des kulturellen Lebens teil und engagierte sich im „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“. 1950 übersiedelte Wellenstein nach Berlin-Zehlendorf und arbeitete bis 1961 als Geschäftsführer des Berufsverbands Bildender Künstler Berlins.

Auf dem Vorsatzspiegel der Buchmappe unten rechts befindet sich der Bleistiftvermerk „7/3467 / Haberd.“ Die Zahlen wurden vermutlich von der Galerie Bassenge in die Mappe geschrieben, da die Notiz die Losnummer 3467 der 7. Auktion benennt. Die Bedeutung von „Haberd.“ ließ sich jedoch auch im Austausch mit der Galerie Bassenge nicht rekonstruieren.

Recherche: HS | Text: CT

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 26.5.1966

Q2 Karteikarte Mappen (West), Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, 807/66, Ma 64

Q3 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-001 ff., S. 19–23, 807/66 Ma 64

Q4 Bestellzettel 459651, 13.5.1966, Land Berlin (Senat Wissenschaft/Kunst) an Galerie Bassenge, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II/VA 6842, Bl. 82

Q5 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-012

L1 Teil II. Bücher. Autographen, Aukt.-Kat. Galerie Gerda Bassenge Kunst- und Buchauktionen, 3. bis 7. Mai 1966, Berlin 1966, Nr. 3467