Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


zurück

Hans Tombrock (1895–1966)
Galileis LIV, um 1940

Mappe mit 22 Radierungen auf Papier, Ex. 4/60
36,3 x 28 x 2 cm

Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

Zwischen 1949 und 1968 erworben durch das Land Berlin

Weitere Werkdaten

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
je Blatt, Bleistift: unten rechts: Hans Tombrock; unten links: Galilei; Originalradierung [bei einigen Blättern], 4/60 [bei einigen Blättern]; unten Mitte: Blatttitel

Inventarnummern
Weitere Nummern: 386/W a-v

Foto: Büttner, Wolfram / © Nachlass Hans Tombrock, 2016
Provenienz
bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Bei dieser Mappe mit 22 Radierungen von Hans Tombrock handelt es sich um Illustrationen zu Bertolt Brechts „Galileo Galilei“. Das Exemplar in der Galerie des 20. Jahrhunderts trägt die Nummer 4/60; Ankaufsjahr und -ort sind nicht bekannt.

Der Maler und Zeichner Hans Tombrock, der in den 1920er-Jahren als Kommunist aktiv war, floh 1933 vor den Nationalsozialisten in die Schweiz. Ab 1934 hielt er sich auf den Kanarischen Inseln, in Österreich, der Tschechoslowakei, Polen, Lettland und Estland auf, um sich letztlich 1937 mit seiner Familie in Schweden niederzulassen. 1939 lernte Tombrock, der weiterhin in Stockholm wohnte, Bertolt Brecht auf einer antifaschistischen Diskussionsveranstaltung kennen. Zwischen beiden entwickelte sich eine Freundschaft und fruchtbare Zusammenarbeit, die ihren Höhepunkt in der Illustration von Brechts „Galilei“ fand. 1941 wanderte Brecht in die USA aus, Tombrock jedoch wurde die Ausreise dorthin verweigert. Am 10. Oktober 1946 kehrte er mit Frau und Tochter nach Dortmund zurück. Die Stockholmer Zusammenarbeit mit Brecht spiegelt sich in Peter Weiss’ Roman „Die Ästhetik des Widerstands“, in dem Brecht und Tombrock als Figuren der Handlung auftreten. 1947 gründete Tombrock die Schule für Bildende und Angewandte Kunst Dortmund. Zwei Jahre später übersiedelte er in die DDR und lehrte an der staatlichen Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar, darauf 1952 bis 1953 an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Auch Brecht lebte seit 1949 in Ost-Berlin; beide setzten ihre Zusammenarbeit in jener Zeit fort. 1953 verließ Tombrock die DDR aufgrund ideologischer Einengung und ging ebenso wie ein Großteil seiner Schüler in den Westen.

Recherche: CT | Text: CT

je Blattrückseite unten rechts: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts

Q1 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-004