Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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Willy Jaeckel (1888–1944)
Das Buch Hiob, 1917


38,7 x 35,6 x 1 cm

Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

1958 erworben durch das Land Berlin
Schenkungswert: 30 DM

Weitere Werkdaten

Abweichende Titel
Das Buch Hiob mit Steinzeichnungen

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
Einzelblätter unsigniert und unbezeichnet

Inventarnummern
Staatliche Museen zu Berlin: B III 354/25 & AM 440-1970
Weitere Nummern: 243; 27/9; 27/9 (Ma 75)

Foto: CC BY-NC-SA
Provenienz
bis 1958 Erika von Roux-Burghardt, Berlin Q6 Q7
1958 Maria von Schenk, Berlin, per Erbschaft Q6 Q5 Q7
1958 bis 1968 Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, Schenkung von Maria von Schenk Q1
seit 1968 als Dauerleihgabe des Landes Berlin im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Am 14. August 1917 schrieb der Künstler Willy Jaeckel von der Ostfront an seinen Freund, den Buchhändler Anton Brüning, dass er kaum freie Zeit zum Arbeiten habe, aber immerhin eine erstaunliche Anzahl von Zeichnungen entstanden sei sowie eine Serie von zwölf Lithographien zum Buch „Hiob“, die im Spätherbst im Erich Reiss Verlag Berlin erscheinen werde: „Sie sind wohl die besten grafischen Arbeiten, die ich gemacht habe.“Q9 Offenbar hatte ihm der Freund sein Interesse bekundet, eines der Bücher zu erwerben, sodass Jaeckel am 26. September 1917 nachreichte: „Das Buch ‚Hiob‘ kannst Du direkt vom Verlag beziehen. Ich selbst habe keine Vorteile mehr, da ich die Sache pauschal abgegeben habe. Die Vorzugsdrucke werden kaum vor Dezember herauskommen, da ich dieselben erst in meinem Urlaub signieren kann. Wann die billige Ausgabe herauskommt, weiß ich nicht.“Q9

Das Exemplar aus der Galerie des 20. Jahrhunderts gelangte 1958 durch eine Schenkung Maria von Schenks in die Galerie des 20. Jahrhunderts.Q1 Q6 Maria von Schenk (geb. Roux), verheiratet mit Oberst Wilhelm von Schenk, war die Schwester der kurz zuvor verstorbenen Künstlerin Erika von Roux-Burghardt (auch Burghardt-Roux, 1892–1958), die nach dem Tod ihres Mannes Ernst Burghardt (1893–1940) kinderlos in Berlin-Lichterfelde und -Wilmersdorf lebte. Q5 Q6 Q7 Als bei Hans Baluschek und Paul Hermann ausgebildete Zeichnerin und Illustratorin hatte sie ab 1927 für verschiedene Verlage gearbeitet, bevor sie 1933 sowie 1934 an der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ teilnahm. Ab 1936 war sie Mitglied im Verein Berliner Künstlerinnen. In jener Zeit legte sie sich den Künstlernamen Erika von Bourghardt-Roux zu, den zu führen ihr von der Reichskammer der Bildenden Künste am 27. Januar 1937 offiziell genehmigt wurde.Q5

Sehr wahrscheinlich kannte die Künstlerin Jaeckel persönlich, teilte sie doch mit ihm den guten Kontakt zu Hans Baluschek und seinem Umfeld der Berliner Sezessionisten. Nach Einschätzung der Autorin des Werkverzeichnisses von Willy Jaeckel,L1 Dagmar Elsässer-Klein (freundliche Auskunft vom 7.11.2012), könnte Erika von Roux-Burghardt sogar eine Schülerin von Jaeckel gewesen sein. Insgesamt sechs Werke des Künstlers, die sie vermutlich bei diesem selbst erworben hatte, gelangten über ihre Schwester – die mit Erikas Tod am 30. Januar 1958 ihren Nachlass erbte – als Schenkung in die Galerie des 20. Jahrhunderts: ein Gemälde (Inv.-Nr. 238 bzw. 7/1), ein Aquarell (Inv.-Nr. 239 bzw. 27/5), eine Pinselzeichnung (Inv.-Nr. 240 bzw. 27/6), zwei Lithographien (heute Berlinische Galerie) und ein Buch mit Druckgraphiken (Inv.-Nr. 243 bzw. 27/9).

Auch Adolf Jannasch war mit Erika von Roux-Burghardt bekannt und hatte 1957 mit ihr über die Schenkung von Jaeckel-Werken gesprochen: „Noch im Dezember des vergangenen Jahres sprach Ihre Frau Schwester ja davon, einige Werke des Malers Willy Jaeckel, die sie sehr schätzte und liebte, der von mir betreuten Galerie des 20. Jahrhunderts nach ihrem Tode zu übereignen, und in diesen Gesprächen lernte ich die tiefe Verbindung mit der bildenden Kunst und mit Künstlern unserer Zeit, die Ihre Frau Schwester auszeichnete, kennen.“Q6

Recherche: HS | Text: CT/HS

Schutzumschlag Innenklappe vorn: Aufkleber der Galerie des 20. Jahrhunderts

Q1 Inventarverzeichnis für Kunstwerke Berlins in der Nationalgalerie B 3000/306 [Inventar der Galerie des 20. Jahrhunderts (West)], 2 Bde., 1949–1982, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, Eintrag vom 30.1.1958

Q2 Karteikarte Mappen (West), Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, 27/9 (Ma 75)

Q3 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-001 ff., S. 19–23, Ma 75 27/9

Q4 Übergabelisten Kästen Graphik an das Kupferstichkabinett, 1968, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-014

Q5 Personenakte Erika von Roust-Burghardt [sic], Landesarchiv Berlin, A Rep. 243-04, Nr. 7421

Q6 Briefe Adolf Jannasch an Maria von Schenk, 5.2.1958 und 7.2.1958, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, II B/Galerie des 20. Jahrhunderts – Land Berlin 6, Bl. 92 f.

Q7 Karteikarte von Roux, Erika, Testamentszentralkartei, Amtsgericht Berlin-Mitte

Q8 Karteikarte Senat, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Berlin

Q9 Briefe Willy Jaeckel an Anton Brüning, 14.8.1917, 7.9.1917 und 26.9.1917, publiziert in: Dagmar Klein, Der Expressionist Willy Jaeckel (1888–1944). Gemälde – Biographie – Künstlerbriefe. Werkverzeichnis, Köln 1989, S. 561, Brief Nr. 50; S. 563, Brief Nr. 51; S. 563 f., Brief Nr. 52

L1 Dagmar Klein, Der Expressionist Willy Jaeckel (1888–1944). Gemälde – Biographie – Künstlerbriefe. Werkverzeichnis, Köln 1989, Nr. 124