Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


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George Grosz (1893–1959)
Dame im pelzbesetzten Mantel, 1932

Aquarell und Tusche auf Papier
Blattmaß 25,0 x 15,0 cm

Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

zwischen 1949 und 1968 erworben durch das Land Berlin

Weitere Werkdaten

Bezeichnung Vorderseite / Sichtfläche
unten rechts: Der lieben Mica zu ihrem / Geburtstage 32 / von Böff

Inventarnummern
Weitere Nummern: 371/W

Foto: Atelier Schneider / © Estate of George Grosz, Princeton, N. J. / VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Provenienz
ab 1932 Mica Plietzsch, Berlin (Widmung)
zwischen 1949 und 1968 erworben für die Galerie des 20. Jahrhunderts, Berlin, wohl von Mica Plietzsch Q1 Q3 Q4
1968 bis 1986 als Dauerleihgabe des Landes Berlin in der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Sammlung der Zeichnungen)
seit 1986 (mit Übergabe der Sammlung der Zeichnungen) als Dauerleihgabe des Landes Berlin im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
„Der lieben Mica zu ihrem / Geburtstage 32 / von Böff“ steht als Widmung auf dieser Zeichnung einer „Dame im pelzbesetzten Mantel“, die George Grosz mit seinem Spitznamen unterzeichnet hat. Gemeint ist Mica Plietzsch, der Grosz das Blatt am 7. April 1932 zum Geburtstag schenkte. Mica Plietzsch (geb. Luckau, 1890–1978) und ihr Ehemann, der Kunsthändler und -sammler Eduard Plietzsch (1886–1961), pflegten engen Kontakt mit dem Künstler. Auch nach 1933 hielten sie die Freundschaft aufrecht – trotz stark unterschiedlicher politischer Gesinnungen und Grosz’ Emigration in die USA (freundliche Auskunft von Aya Soika, 6.1.2012). Dass die Eheleute Plietzsch offenbar bereits um 1910 Arbeiten von Grosz besaßen, geht aus Eduard Plietzschs Buch über „Erlebnisse mit Künstlern und Kennern“ hervor, in dem er über einen Besuch Raffael Schuster-Woldans, Professor an der Berliner Kunsthochschule, in jenem Jahr berichtete: „In meiner Wohnung sah er Plastiken von Rudolf Belling, Gemälde von Pechstein und George Grosz, Aquarelle von Rohlfs und unter anderem auch jenes Karl-Kraus-Porträt von Kokoschka“.L1 Zudem unterstützte Plietzsch mit der Leihgabe des Grosz-Gemäldes „Der Liebeskranke“ die Ausstellung „Deutsche Nach-Impressionistische Kunst aus Berliner Privatbesitz“, die 1928 im Berliner Kronprinzenpalais ausgerichtet wurde.L2

Adolf Jannasch erwarb neben der Grosz-Zeichnung noch 14 weitere Werke von der Familie Plietzsch für die Galerie des 20. Jahrhunderts: 1952 eine Skulptur von Rudolf Belling (Inv.-Nr. 72) sowie 1966 einen Wandbehang und ein Gemälde von Max Pechstein (Inv.-Nr. 525 und 888), ferner im selben Jahr ein Ölbild von Alfred Partikel (Inv.-Nr. 814). Sechs Zeichnungen und vier Künstlerpostkarten Pechsteins aus der Sammlung Plietzsch wurden 1968 bei der Auflösung der Galerie des 20. Jahrhunderts an das Brücke Museum in Berlin überwiesen.

Recherche: HS | Text: CT

unbezeichnet

Q1 Liste der Zeichnungen und Aquarelle, die am 5.6.1968 aus dem Bestand der Galerie des 20. Jahrhunderts an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, 371/W

Q2 Liste der Zeichnungen und Aquarelle aus der ehemaligen Galerie des 20. Jahrhunderts, die 1986 aus dem Bestand der Neuen Nationalgalerie (Sammlung der Zeichnungen) an das Kupferstichkabinett (West) übergeben wurden, o. D., Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie, 371/W

Q3 Karteikarte Sammlung der Zeichnungen (West), Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

Q4 Übergabeliste Kästen Graphik an die Nationalgalerie, 1968, Kasten B 11, Archiv Berlinische Galerie, DE BG Gal 11-0201-00-047

Q5 Bestandsliste Sammlung der Zeichnungen, 1985/86, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie

Q6 Sammler-Notizbuch Adolf Jannasch, Privatbesitz

L1 Eduard Plietzsch, „…heiter ist die Kunst“. Erlebnisse mit Künstlern und Kennern, Gütersloh 1955, S. 79

L2 Deutsche Nach-Impressionistische Kunst aus Berliner Privatbesitz, Ausst.-Kat. Kronprinzenpalais Berlin 1928, Nr. 66