Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Galerie Simon, Paris

Daniel-Henry Kahnweiler, ein deutsch-französischer Kunsthändler und Kunsthistoriker, eröffnete 1907 seine erste Galerie in Paris. Es gelang ihm früh, Exklusivverträge mit später berühmten Künstlern zu schließen, wie André Derain, Georges Braque und Maurice de Vlaminck; Fernand Léger, Henri Laurens, Juan Gris und andere hinzu kamen hinzu. 1911 schloss er einen ersten Exklusivvertrag mit Pablo Picasso, zu dem er später eine sehr enge Beziehung unterhielt. Über Kommissionsverträge mit dem Kunsthändler Alfred Flechtheim begann er, die französischen Künstler auch in Deutschland bekannt zu machen.

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 war Kahnweiler nicht in Paris, und seine deutsche Staatsbürgerschaft schloss eine Rückkehr aus. Seine Galerie in der französischen Hauptstadt wurde konfisziert und geschlossen, die Bilder als feindliches Vermögen beschlagnahmt und im Hôtel Drouot versteigert.

Bei seiner Rückkehr nach Paris im Jahr 1920 eröffnete Kahnweiler gemeinsam mit André Simon die Galerie Simon. Er schloss neue Verträge, unter anderem mit André Masson, Henri Laurens, Paul Klee und Arno Breker.

1937 wurde Kahnweiler französischer Staatsbürger, musste sich aber als Jude während der deutschen Besatzung unter falschem Namen verstecken. Seine Schwägerin Louise Leiris übernahm daher 1939 die Leitung, und die Galerie erhielt ihren Namen. Nach dem Krieg führten Kahnweiler und Leiris die Galerie gemeinsam weiter.

Kahnweiler besaß eine beachtliche private Kunstsammlung, anders als bei anderen Kunsthändlern wechselten seine Bilder aber selten zwischen Privatsammlung und Galerieware. Die Sammlung ging 1979 teilweise an Louise Leiris und 1984 als Stiftung Louise und Michel Leiris an das Centre Georges Pompidou in Paris.

Die Gemälde „Stillleben“ von Juan Gris, „verhext-versteinert“ und „Alter Friedhof“ von Paul Klee sowie „L’Aile“ und „Stillleben mit Krügen“ von André Masson weisen ebenso wie die beiden Skulpturen „Hockende Frau“ und „Liegende Frau“ von Henri Laurens eine Kahnweiler-Provenienz auf. Sie alle wurden später für die Galerie des 20. Jahrhunderts beziehungsweise das Land Berlin für die Nationalgalerie erworben.

Quellen

Nachlass Leiris/Kahnweiler bei der Galerie Louise Leiris, Paris

Zusammenführung von zugänglichen Archivalien zu Kahnweiler/Simon/Leiris: Frick Collection, New York (www.research.frick.org, letzter Zugang 8.2.2016)

Daniel-Henry Kahnweiler. Kunsthändler, Verleger, Schriftsteller, Stuttgart 1986

Jeanne-Bathilde Lacourt (Hrsg.), Picasso, Léger, Masson. Daniel-Henry Kahnweiler et ses peintres, Ausst.-Kat. Métropole Musée d’art moderne, d’art contemporain et d’art brut, Lille 2013

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1907 Gründung: Galerie Kahnweiler
  • 1907 bis 1914 28 Rue Vignon, Paris/Frankreich
  • 1914 kriegsbedingte Schließung
  • 1920 Neueröffnung: Galerie Simon
  • 1920 bis 1940 29 Rue d’Astorg, Paris
  • 1940 Umbenennung: Galerie Louise Leiris
  • 1957 47 Rue de Monceau, Paris

Personen

  • Daniel-Henry Kahnweiler (1884–1979) Gründer und Leiter von 1907 bis 1914, von 1920 bis 1939, ab 1945
  • André Simon (André Cahen) Mitarbeiter
  • Louise Leiris (1902–1988) Mitarbeiterin ab 1920 und Leiterin ab 1939

Schwerpunkte

Kubismus, Surrealismus