Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin
Ein Provenienzforschungsprojekt


Einführung Kunsthandel A–Z

Galerie Nierendorf, Köln/Berlin/New York

Die Brüder Karl und Josef Nierendorf, beide gelernte Bankkaufleute, gründeten 1920 die Galerie Nierendorf Köln – Neue Kunst, doch bereits 1923 ging Karl Nierendorf nach Berlin, um die Leitung von J. B. Neumanns Graphischem Kabinett zu übernehmen. Die Kölner Galerie führte Josef Nierendorf bis 1925 weiter, löste diese dann auf und gründete in Düsseldorf eine weitere Galerie Nierendorf, die allerdings aus finanziellen Gründen bereits im folgenden Jahr wieder aufgegeben wurde. Ab 1925 firmierte das Graphische Kabinett in Berlin unter dem Namen Neumann-Nierendorf, bis die Partnerschaft zwischen Karl Nierendorf und J. B. Neumann 1932 aufgelöst wurde. Trotz der finanziellen Notlage seines Geschäfts veranstaltete Karl Nierendorf, unterstützt von seinem Bruder Josef, in den 1930er-Jahren unzählige Ausstellungen, bis er 1936 New York und Los Angeles bereiste und beschloss, eine neue Existenz in den USA aufzubauen. So emigrierte Karl Nierendorf 1937 und gründete in New York die Nierendorf Gallery, die bis zu seinem Tod 1947 bestand.

Neben Paul Klee, Lyonel Feininger, Karl Hofer und Franz Marc förderte Nierendorf die Künstler der Brücke und insbesondere Otto Dix, dessen Generalvertreter er seit 1923 war, was ihm den Spitznamen „Nierendix“ einbrachte.

Josef Nierendorfs plötzlicher Tod verhinderte 1949 die Wiedereröffnung der Berliner Galerie. Seine Witwe Meta und der Stiefsohn Florian Karsch verkauften bis 1954 aus dem Bestand der Galerie, bis sie 1955 die Galerie Meta Nierendorf eröffneten, die zunächst im Buch- und Kunsthandwerksgeschäft Metas untergebracht war. Der Schwerpunkt lag auf dem deutschen Expressionismus.

Adolf Jannasch kaufte viele Werke in der Galerie Meta Nierendorf an: 1951 die beiden Druckgraphiken „Die Hölle“ von Max Beckmann und „Der Krieg“ von Otto Dix, 1952 das Gemälde „Kleine Sterbeszene“ von Max Beckmann und die Druckgraphik „Die plastische Gestaltung der elektromechanischen Schau ‚Sieg über die Sonne‘“ von El Lissitzky, 1953 das Gemälde „Die Familie des Malers Adalbert Trillhaase“ von Otto Dix, 1959 die Druckgraphik „Schiffbrüchige“ von Karl Hofer, 1964 das Gemälde „Selbstbildnis“ von Ernst Wilhelm Nay und 1966 das Gemälde „Otto Dix malt“ von Conrad Felixmüller.

Quellen

Archiv Galerie Nierendorf, Berlin

Anja Walter-Ris, Kunstleidenschaft im Dienst der Moderne. Die Geschichte der Galerie Nierendorf. Berlin/New York 1920–1955, Zürich 2003 (Dissertation, auch unter: www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000001073, letzter Zugang 7.2.2016)

Yvonne Groß, Zwischen Dix und Mueller. Der Berliner Kunsthändler Florian Karsch und die Galerie Nierendorf, Berlin 2014

Zeitraum / Adresse / Firmierung

  • 1920 Gründung: Nierendorf Köln – Neue Kunst
  • 1920 bis 1924 Gürzenichstraße 16, Köln
  • 1920er-Jahre weitere Ausstellungsräume Habsburgerring 24, Köln
  • 1925 Neugründung: Galerie Nierendorf
  • 1925/26 Capellstraße 6, Düsseldorf
  • 1926 Schließung: Galerie Nierendorf
  • 1923 Übernahme Graphisches Kabinett J. B. Neumann, Umbenennung: Galerie Neumann-Nierendorf GmbH
  • 1923 Kurfürstendamm 232, Berlin
  • 1925 bis 1930 Lützowstraße 32, Berlin
  • 1930 bis 1932 Kaiserin-Augusta-Straße 22, Berlin
  • 1932 Umbenennung: Galerie Nierendorf
  • 1932 bis 1938 Lützowstraße 19 a, Berlin
  • 1933 bis 1937 zusätzliche Räume am Schöneberger Ufer 38, Berlin
  • 1938 Lagerräume Groß-Admiral-von-Koester-Ufer 65 (heute Schöneberger Ufer), Berlin
  • 1939 Schließung: Galerie Nierendorf, Lagerung der Werke in der Manfred-von-Richthofen-Straße, Berlin
  • 1937 Neugründung: Nierendorf Gallery
  • 1937 20 West 53rd Street, New York/USA
  • ab 1937 21 East 57th Street, New York
  • ab 1938 18 East 57th Street, New York
  • 1942 bis 1947 53 East 57th Street, New York
  • 1955 Neugründung: Galerie Meta Nierendorf
  • 1955 bis 1962 Manfred-von-Richthofen-Straße 11, Berlin (Tempelhof)
  • 1963 Umbenennung: Galerie Nierendorf oHG
  • seit 1963 Hardenbergstraße 19, Berlin (Charlottenburg)
  • 1944 Gründung: Gallery International Art/Nierendorf Gallery
  • 1944 bis 1945 8650 Sunset Boulevard, Los Angeles

Personen

  • Karl Nierendorf (1889–1947) Gründer und Leiter von 1920 bis 1947
  • Josef Nierendorf (1898–1949) Leiter der Galerie Nierendorf in Düsseldorf 1925/26, Mitarbeiter der Galerie Nierendorf in Berlin ab 1926, Leiter der Galerie Nierendorf in Berlin von 1937 bis 1939
  • Florian Karsch (1925–2015) Leiter der Galerie Meta Nierendorf/Galerie Nierendorf ab 1955
  • Inge Karsch (geb. Loewe 1927–2013), Leiterin der Galerie Meta Nierendorf/Galerie Nierendorf von 1955 bis 2013
  • Ergün Özdemir-Karsch (geb. 1954) Inhaber seit 2011
  • Estella Katzenellenbogen (1886–1991) Leiterin der Zweigstelle Los Angeles

Schwerpunkte

Expressionismus